Aus Anlass der 90. Wiederkehr der Gründung des ehemaligen Kunstvereins im Dezember 1903
Ernst Ludwig Kirchner (1880 bis 1938) war in besonderer Weise mit Jena und dem Jenaer Kunstverein verbunden. Die Sammlung zeitgenössischer Kunst des Jenaer Kunstvereins enthielt Gemälde und einen reichen Bestand an Druckgraphik Kirchners. Erstmalig seit der Aktion Entartete Kunst können wir uns der expressionistischen Kunsttradition des 20. Jahrhunderts wieder zuwenden. Die Ausstellung vereint Gemälde und Graphik Kirchners aus ehemaligem Jenaer Kunstbesitz sowie seiner Schaffensperiode von 1913 bis 1919. Darunter befinden sich zahlreiche druckgraphische Blätter aus der bis 1937 bestehenden Botho-Graef-Stiftung.
Kirchner entschloss sich zu dieser Schenkung an den Jenaer Kunstverein dank der freundschaftlichen und verständnisvollen Förderung durch den Archäologen und Kunsthistoriker Botho Graef. Er und sein Freundeskreis traten entschieden für Kirchner ein. Sie ebneten ihm auch in seiner persönlichen Krise den Weg noch Davos. Die Ausstellung „Von Jena nach Davos“ konzentriert sich auf eine für den Künstler persönlich und künstlerisch problematische Zeit. Die Jahre noch der Auflösung der Künstlergemeinschaft Brücke bedeuten eine Zäsur in seinem bildnerischen Schaffen. Großstadterlebnisse und die Belastungen des Militärdienstes während des Ersten Weltkrieges hinterließen Spuren, die in seinen Bildern sichtbar werden.
„Was am meisten zunächst ins Auge fällt, ist der Wohllaut der Farbe, der durch eine neue Harmonie erreicht ist. Der ganze Raum lockt mit hellen, milden und doch starken Farben. Und jedes Bild ist gut, oft fast nahezu vollkommen in der Komposition…“ (Eröffnungsrede Botho Graefs aus Anlass der Kirchnerausstellung 1914 in Jena)