Zeichnungen, Plastiken, Bücher und Filme
Constantin Lusers Zeichnungen haben die Anmutung von komplexen geografischen Gebilden, die mit Versatzstücken aus Worten, Chiffren, Symbolen, abstrakten und figurativen Elementen eine imaginäre Zwischenwelt generieren, in der Bekanntes und Unbekanntes, Erdachtes und Erfühltes zueinander finden. Dabei erweist sich Luser als begnadeter Erfinder, als einer, der nervöses Empfinden in feinteiligen bildnerischen Zusammenhängen verhandelt und bändigt. Bisweilen gleichen Lusers mäandernde Zeichnungen Datenströmen, die ausufern und sich schließlich in bestimmten Informationen verdichten. Mit dem Fineliner arbeitet sich Luser durch Mikro- und Makroansichten von Architekturen, szenischen Anordnungen, Momentaufnahmen und Storyboards. Nähe und Distanz werden auf eine Betrachtungsebene gebracht, Gesichter, Muskeln oder Blutgefäße formieren sich um Bauteile oder Stadtformationen, entwickeln eine Kartographie eines allgegenwärtigen Bildreservoirs, das immer wieder an biographische Momente des Künstlers anknüpft. „Man kann ein Haus 20 Zentimeter oder 400 Meter hoch zeichnen“, sagt Constantin Luser. „In der Zeichnung gibt es keine Limitation.“ Er fasst sie als Prozess auf, der an einem bestimmten Punkt beginnt, um sich dann zu verselbständigen. „Kein vorgefasstes Konzept zu haben schärft die Aufmerksamkeit“.
Constantin Luser wurde 1976 in Graz geboren und lebt und arbeitet in Wien und Graz. Im vergangenen Jahrzehnt zeigte er seine zeichnerischen und installativen Arbeiten an vielen Orten, zumeist in Europa. Er wurde mit zahlreichen Stipendien und Preisen ausgezeichnet und seine Arbeiten fanden den Weg in viele Sammlungen. Die Kunstsammlung Jena will mit diesem Künstler und dieser Ausstellung ein Programm fortführen, dass gerade jenes Moment des Zeichnerischen im Blickpunkt hat und damit in besonderer Weise sensibel auf unsere Zeit reagiert. In den vergangenen Jahren waren ähnliche Positionen der aktuellen Kunst durch Michael Kalmbach, Katja Kelm und Peter Torp wiederholt vertreten. All diesen Künstlern ist ein Zusammenhang zwischen sensitiver und oft nervöser Erfassung ihrer Lebensumgebung und deren Verknüpfung mit raumgreifenden Skulpturen oder Installationen eigen. Die Leihgaben kommen vor allem aus dem Atelier des Künstlers, aber auch aus Galerien und Sammlungen in Österreich, Schweiz und Deutschland. Es ist die erste Einzelausstellung Constantin Lusers in einem deutschen Museum.
Katalog:
Constantin Luser (Wien). Seismograd. Plastiken, Zeichnungen und Filme. Kunstsammlung Jena 2010/11. Broschur, eingebunden in schwarzen Karton mit Titelschild, 48 S., 18,0 x 26,0 cm, 30 Abb.
ISBN 978-3-942176-05-07
Preis: 14,00 €
Plakat: 2,00 €