„Wozu Bilder? Gebrauchsweisen der Fotografie“ dreht die gewohnten Perspektiven auf das Medium um. Die Exponate sind nicht danach ausgewählt, was auf ihnen zu sehen ist oder welche Sujets sie bieten, sondern vielmehr nach ihren Gebrauchs- und Verwendungsformen, die in großer Breite sichtbar werden. Etwa, dass mit Hilfe der Fotografie Natur erforscht oder verklärt werden kann, Menschen erinnert werden oder ihnen polizeilich nachgespürt wird. Unter der Rubrik „Scherzen“ findet sich Unterhaltsames: Bilder, die amüsieren, die zum Lachen anregen. Sie hat es bereits vor Erfindung der Fotografie gegeben. Doch erst die Fotografie macht es möglich, durch Montage, Mehrfachbelichtung oder ähnliches eine Dame eine Schachpartie gegen sich selbst austragen zu lassen. Die Fotografie hat die Fähigkeit, das Unmögliche wirklich erscheinen zu lassen.
Weit mehr als einhundert Jahre hat die Fotografie unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit in erheblichem Maße mitbestimmt. Bezogen auf das 20. Jahrhundert wird sie wegen ihrer Omnipräsenz auch „Auge des Jahrhunderts“ genannt und ist zu allen Wandlungen und Verwandlungen fähig, die sich aus den jeweiligen Einsatzgebieten ergeben. Dabei hat die Fotografie zahlreiche Metaphern aufgenommen, bevor sie die Fähigkeit entwickelte, die Wirklichkeit zu gestalten. Aus genau diesem Grund kann Fotografie vieles – oft sogar gleichzeitig – sein, Dokumentation, Halluzination, Lüge oder Offenbarung, Spiegelbild oder Schatten. Die Fotografie zeugt von der Wirklichkeit und prägt diese zugleich. Heute, in einer Zeit, in der das Sehen das Hören überrundet hat, gilt dies mehr denn je.
Ausstellung und Publikation wurden in Zusammenarbeit mit der Universität Konstanz realisiert. Das Konzept der Ausstellung konnte im Rahmen eines zweisemestrigen Projekts von Studierenden, begleitet durch Prof. Dr. Bernd Alexander Stiegler sowie Dr. Felix Thürlemann, entwickelt werden.