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Zwischen Traum und Reportage: Künstler der Neuen Sachlichkeit

Malerei, Zeichnungen, Druckgrafik - „Die Neue Sachlichkeit ist in jeder Hinsicht eine Reaktionserscheinung des sich selbst überlebten Expressionismus, aber wie jede Reaktion enger mit dem Bekämpften verknüpft, als sie selber ahnt.“ (Jenaische Zeitung vom 22. Mai 1926)

Zwischen Traum und Reportage: Künstler der Neuen Sachlichkeit ©Kunstsammlung Jena

Als der Jenaer Kunstverein vom 16. Mai bis 13. Juni 1926 die Ausstellung „Die neue Sachlichkeit“ im Prinzessinenschlösschen zeigte, lag die begriffsbildende Ausstellung, die Gustav Friedrich Hartlaub 1925 für die Kunsthalle Mannheim organisiert hatte, erst wenige Monate zurück. Dass es überhaupt gelang, eine der bedeutendsten Ausstellungen der Weimarer Republik kurz darauf in Jena zeigen zu können, belegt einmal mehr den großen kunsthistorischen Weitblick des früheren Jenaer Kunstvereins und seiner Leitung, die zu dieser Zeit von Walter Dexel getragen wurde. In der Jenaer Ausstellung wurden Werke von Heinrich Maria Davringhausen, Otto Dix, Adolf Erbslöh, Ernst Fritsch, Alexander Kanoldt, Georges Kars, Carlo Mense, Kay Heinrich Nebel, Anton Räderscheidt, Karl Rössing, Gustav Schaffer, Rudolf Schlichter, Georg Scholz, Georg Schrimpf und Anderen gezeigt.

Es waren vor allem die Verheerungen und die politischen und sozialen Erschütterungen, die der Erste Weltkrieg in allen Bereichen angerichtet hatte, die viele Künstler zu einer neuen Betrachtung der Realität veranlasste. Viele der Künstler fanden zu einer sozialkritischen Betrachtung und solidarisierten sich mit linken Zielen. Die Darstellungen wurden oft bis ins Groteske übersteigert und in altmeisterlicher Genauigkeit ausgeführt. Die Bilder waren provokant und zeugen von einer geistigen Verfasstheit, die, mit dem Rücken zur Wand, aggressiv nach vorn zielt.

In der Rezension der Jenaer Ausstellung von 1926 hieß es weiter: „Sicherlich ist das sehende Auge überrascht, angenehm überrascht, nach all der vielen nervösen Unruhe, in der die Bilder des Impressionismus sich schon gut taten und die dann beispielsweise in einem Meidner oder Kokoschka zur völligen Auflösung der Formen führen sollte, hier wieder festumrissene Konturen, sichtlich Greifbares zu erblicken. Alle ausgesprochenen Bilder dieser Richtung besitzen einen ungemein sympathisch herben Zug, der aber ebenso wie die Form und bis in den letzten Farbton hinein eine starke Abhängigkeit von den frühen Quatrocentisten verrät.“

Die nun geplante Ausstellung wird die Kunst der Neuen Sachlichkeit erstmals seit 1926 wieder in Jena vorstellen und soll nicht nur an die regionale Kunstgeschichte, sondern auch an die politische Geschichte erinnern. Denn dem, was als künstlerische Reaktion auf den Ersten Weltkrieg folgte, gingen auch in Jena viele politische, soziale und kulturelle Verwerfungen voraus. Neben der Rezeption der Jenaer Ausstellung von 1926 werden auch die Einflüsse der Neuen Sachlichkeit auf die Kunst im Osten Deutschlands (zumindest partiell) untersucht.

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