Sammlung Michael Horbach
14. September – 10. November 2024
Die Ausstellung „Unverschämte Schönheit“ zeigt rund 150 Fotografien von bekannten und weniger bekannten Fotografinnen und Fotografen aus verschiedenen Gattungen des Fotografischen, vom Porträt bis zum Akt und von der journalistischen Fotografie bis zur modernen Kunstfotografie. Das verbindendende Sujet alle Fotografien ist der weibliche Körper, der im Zentrum der fast aller ausgewählten Arbeiten steht. Dabei feiert die Erotik der Körper, deren unbearbeitete und natürliche Schönheit ein faszinierendes Comeback, das sich gekonnt von der Allgegenwart kultureller Zeitgeistigkeit abhebt. Alle Fotografien sind Bestandteil der Sammlung Horbach und verweisen nicht nur auf eine der bedeutendsten Sammlungen zur Fotografie in Deutschland, sondern auch auf einen Sammler, der als Kurator vieler Ausstellungen den Blick auf die Fotografiegeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts mitgeprägt hat.
Die Auswahl vereint Porträts, Akte, sozialdokumentarische und inszenierte Fotografien, die allesamt den Blick auf viel nackte Haut eröffnen. Die Künstlerinnen und Künstler stehen mit Ihren Fotografien aber auch für einen dramatischen Wandel in der fotografischen Einstellung, weg vom beobachtenden männlichen Blick aus der Distanz hin zu einer intensivierten, visuellen Teilhabe an der leiblichen Ausdruckskraft des Körpers. So wirkt die korrespondierende Zusammenschau wie ein wunderbares Mosaik der fotografischen Kunst vor dem Hintergrund sozialer, kultureller, politischer, ökonomischer und wissenschaftlicher Umwälzungen in der Abenddämmerung der Moderne. Und weil es so unzeitgemäß erscheint, fällt es umso nachhaltiger aus.
Hans Christian Adam
1948 Bad Münder am Deister (D) – lebt in Potsdam (D)
Bevor er 1962 ein Studium der Psychologie und Kunstgeschichte in Göttingen beginnt, arbeitet Hans Christian Adam bereits für verschiedene Lokalzeitungen. In dieser Zeit zeigt sich schon ein erstes Interesse für historische und künstlerische Aspekte der Fotografie u. a. durch Kontakte zur Wiener Fotogalerie „Die Brücke“. 1975 bis 76 erhält er das Canada Council Fellowship in Fotografie („to photograph the Canadian landscape“). Es folgen ein Aufenthalt in Montreal und Reisen durch Kanada. 1977 bis 78 hält er einen Lehrauftrag für „Geschichte der Photographie“ an der Gesamthochschule/Universität Kassel inne. Er wird 1978 berufenes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh), Köln und 1981 berufenes Mitglied der European Society for the History of Photography (ESHPh), Antwerpen. 1984 bis 1997 ist er Stellvertretender Vorsitzender der Sektion Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh). 1985 bis 2000 folgen verschiedene Lehraufträge für Fotografie in Göttingen und Salzburg. Seit 1981 ist er freiberuflicher Bildrechercheur („Picture Researcher“), Autor und Fotograf. Daneben beteiligt er sich an mehreren Buchprojekten, darunter Bildbände über Reiselandschaften sowie für den Benedikt Taschen Verlag zu Edward S. Curtis und Karl Blossfeldt.
Dirk Alvermann
1937 Düsseldorf (D) – 2013 Carlow (D)
Dirk Alvermann ist als Fotograf Autodidakt, gilt jedoch als einer der besten Reportagefotografen Nachkriegsdeutschlands. Vor allem die Dokumentation um den Freiheitskrieg in Algerien 1957 bringt ihm größere Aufmerksamkeit ein. Sein Fotobuch „Algerien – L’Algérie“ gilt heute als Klassiker der Reportagefotografie. Es folgen Fotoreportagen zu Spanien, Albanien, Italien und England. 1966 übersiedelt er von Westberlin in die DDR. Er widmet sich in den folgenden Jahren zunehmend der Schriftstellerei und dem Dokumentarfilm, während die Fotografie immer weiter in den Hintergrund rückt. Letzte fotografische Arbeiten von Flüchtlingslagern entstehen während eines Palästina-Aufenthaltes.
Nobuyoshi Araki
1940 Minowa, Tokio (JAP) – lebt ebenda
Nobuyoshi Araki ist einer der bedeutendsten Fotografen Japans, der vor allem im Bereich der Aktfotografie Bekanntheit erlangt.
1959 bis 1963 absolviert er ein Studium der Fotografie an der Chiba-Universität. Im Anschluss daran ist er als Werbefotograf und später als freier Fotojournalist tätig. 1971 veröffentlicht er ein Fototagebuch über die Hochzeitsreise mit seiner Frau mit dem Titel „Sentimental Journey“. In den 1970er Jahren löst er sich zunehmend von der Presse- und Reportagefotografie und entwickelt ein Interesse für existentielle Fragen und Abgründe des menschlichen Lebens. Seine Aktfotografie hat wiederholt zu Kontroversen geführt, so spielen subversive Themen in der provokanten Inszenierung weiblicher Akte, wie der Fesselung im japanischen Kinbaku-Stil, eine große Rolle in seinem Werk.
Emanuelle Barbaras
1964 Frankreich – lebt in Paris (FRA)
Emanuelle Barbaras widmet sich nach ihrem Psychologiestudium der Fotografie und arbeitet für Presse, Kommunikation und Verlagswesen. Ihr Interesse an Afrika und ihr Engagement für Frauen fließen in ihre Arbeiten als Sozialfotografin ein. Daneben widmet sie sich in ihren Fotografien dem Thema Intimität im Bereich der Aktfotografie jenseits stereotyper Vorstellungen idealer Körperformen. Es folgen Ausstellungen in Frankreich und Europa und verschiedene Auszeichnungen, darunter den Leica-Preis sowie den Preis der Villa Medici.
Mario de Biasi
1923 Belluno (ITA) – 2013 Mailand (ITA)
Der Beginn seiner fotografischen Laufbahn ist zwischen 1944 und 1945 in Nürnberg, wohin er als Radioingenieur deportiert worden war. Nach seiner Rückkehr nach Italien erhält er 1948 seine erste Einzelausstellung. 1953 hat de Biasi eine Anstellung als Fotograf bei dem Magazin „Epoca“. Als Auslandskorrespondent fertigt er zahlreiche Reportagen über das Leben auf New Yorks Straßen oder die weltweiten Studentenproteste 1968. Berühmtheit erlangt er mit neorealistischen Arbeiten und mit aufrüttelnden Reportagefotos des Ungarnaufstandes 1956. 2003 erhält er den Titel des „Maestro della Fotografia Italiana“, die höchste Auszeichnung der Italienischen Gesellschaft für Fotografie (FIAF). Er erhält weltweite Anerkennung durch Einzelausstellungen u. a. im Guggenheim Museum, New York (USA) und im Camera Museum, Tokio (JAP).
Diana Blok
1952 Montevideo (URY) – lebt in Amsterdam (NL)
Aufgewachsen in verschiedenen süd-amerikanischen Ländern zieht sie in den 1970er Jahren nach Amsterdam. Als autodidaktische Porträt-Fotografin richtet sich ihr Blick zunächst auf sie selbst. Sie beschäftigt sich mit Mythen und Träumen sowie Seelenverwandtschaft zwischen den Menschen. Sie findet schließlich zu einer Bildsprache, in der sie ihre eigene Geschichte in anderen Menschen sucht. Wiederkehrendes Thema sind Porträts von Menschen, die ihr Gender, ihre (kulturelle) Identität und sexuelle Vorlieben als nicht festgelegt wahrnehmen. Wiederholt arbeitet sie mit Autor:innen, Schauspieler:Innen und anderen Künstler:innen wie Marlo Broekmans zusammen.
Manuel Alvarez Bravo
1902 Mexiko-Stadt (MEX) – 2002 ebenda
Bereits seit seiner Kindheit besteht ein großes Interesse an Fotografie, da schon der Großvater und der Vater fotografiert haben. Der Tod des Vaters zwingt ihn, die Schule mit 12 Jahren zu verlassen und in einer Textilfabrik zu arbeiten. Später besucht er Kunst-Kurse an der Akademie von San Carlos. Die Begegnung mit dem deutschstämmigen Fotografen Ernst Hugo Brehme ist so eindrücklich, das er sich 1924 seine erste eigene Kamera kauft. Der Zugang zur Fotografie erfolgt zunächst autodidaktisch mit Unterstützung von Brehme. Seinen eigenen Stil entwickelt er schließlich mithilfe von lokalen und internationalen Fotografie-Magazinen. Die Fotografin Tina Modotti schätzt sein Talent und stellt ihn zahlreichen wichtigen Intellektuellen und Künstler:innen vor, darunter Diego Rivera, Frida Kahlo und Edward Weston. 1935 stellt er zusammen mit Henri Cartier-Bresson und Walker Evans in New York aus. 1938 trifft er auf den französischen Surrealisten André Breton, der Bravos Werk in Frankreich bekannt macht.
Bravo ist ein wichtiger Lehrer für die nachfolgende Fotograf:innen-Generation, darunter Héctor Garcá, Nacho López und Graciela Iturbide. Zu seinen wichtigsten Werken gehören Serien mit sozialkritischem Ansatz. In den USA feiert er große Erfolge, wo er wiederholt für die Filmindustrie arbeitet. Er erhält zahlreiche Auszeichnungen und Preise, u. a. den Hasselblad Foundation Award (1984).
Marlo Broekmans
1953 Hoorn (NL) – lebt in Amsterdam (NL)
Marlo Broekmans absolviert 1970 bis 1977 ein Studium der Pädagogik und Psychologie. Seit 1975 ist sie als autodidaktische Fotografin tätig. Ihre erste Publikation erscheint 1977 im Magazin „Reflections“ von der Canon Gallery, Amsterdam. 1979 bis 1981 arbeitet sie zusammen mit Diana Blok, wodurch sie weltweite Bekanntheit erlangt. Diese Kooperation findet ihren Höhepunkt in der Publikation „Invisible Forces“ 1983. In den folgenden Jahren erscheinen zahlreiche weitere Publikationen und sie hält Vorträge, u. a. auf dem internationalen Fotofestival in Arles 1989.
Die Bandbreite ihres künstlerischen Schaffens erstreckt sich von Selbstporträts über Porträts bis hin zu Dokumentationen über Griechenland, Indien oder Nepal.
Norbert Bunge
1941 Berlin (D) – 2024 ebenda
Bekanntheit erlangt Norbert Bunge als Kameramann, Filmdokumentarist und Galerist. Ab 1959 arbeitet er als Laborhilfe bei dem Charlottenburger Fotografen Bruno Schuch. Im Jahr darauf ist er Volontär beim Fernsehen des Senders Freies Berlin, anschließend Kamerassistent und schließlich Kameramann im Berliner Studio des ZDF. 1962 beginnt er nebenberuflich als Fotograf zu arbeiten. Es folgen zahlreiche Veröffentlichungen in Buchverlagen, Tageszeitungen und Magazinen, darunter auch „Der Spiegel“. Ab 1970 ist er als freiberuflicher Kameramann und Dokumentarfilmer unterwegs, produziert Kurzfilme sowie Dokumentationen für Fernsehen und Kino. Er nimmt an internationalen Filmfestivals teil, bei denen er zahlreiche Preise erhält. 1996 gründet er die Galerie „argus fotokunst“ in Berlin Mitte, in der er mit Will McBride, Walker Evans René Burri zahlreiche internationale Größen der Fotogeschichte vorstellt.
Als Fotograf arbeitet er ausschließlich mit analogem schwarz-weiß-Negativmaterial. In seinen Fotografien erkundet er die Welt nicht bloß dokumentarisch sondern mit einem zusätzlichen Fokus auf Menschen in ihrem sozialen und geografischen Umfeld.
William Carter
1934 Los Angeles (USA) – lebt ebenda
Nach einem 1957 abgeschlossenen Studium an der Standford University zieht William Carter nach Berkeley und arbeitet als Fotograf, Schriftsteller und Redakteur. Während seiner Zeit in New York von 1961 bis 63 ist er für den Verlag Harper & Row tätig. 1964 bis 1966 hält er sich im Libanon auf und veröffentlicht Fotos und Artikel zu den Kurden im Irak in der Sunday Times sowie dem Life Magazin u. a. In den Jahren 1966 bis 1969 arbeitet er freiberuflich in London für verschiedene Zeitungen und Magazine. Als er 1969 nach Kalifornien zurückkehrt, widmet er sich verschiedenen Langzeit-Projekten. Er veröffentlicht 1971 sein erstes Buch „Ghost Towns of the West“. 1996 erscheint sein Buch „Illuminations“, das sein steigendes Interesse für künstlerische Fotografie widerspiegelt und Akte zeigt.
Seine Fotografien werden in zahlreichen Ausstellungen in den USA und Europa ausstellt. Mehr als 150 seiner Schwarz-Weiß-Fotografien befinden sich heute in der Sammlung des J. Paul Getty Museums, Los Angeles.
Carla Cerati
1926 Bergamo (ITA) – 2016 Mailand (ITA)
Carla Cerati arbeitet zunächst als Übersetzerin für Literatur aus dem Englischen und Deutschen ins Italienische. Ab 1960 fotografiert sie auf der Bühne, konzentriert sich später auf die Themen Reportage und Porträt. 1962 veröffentlicht sie ihre ersten Werke, eine Reportage über Schulen in Mailand im Wochenmagazin „L’Illustration Italiana“. 1969 erscheint ein Buch über psychiatrische Anstalten in Gorizia, Florenz, Parma und Ferrara mit Fotografien von Cerati und Franca Basaglia Ongaro, wofür sie den Palazzi Preis für Reportage gewinnen. In den 1960er und 1970er Jahren porträtiert Cerati zahlreiche Persönlichkeiten der italienischen und internationalen Kulturszene und fotografiert einige der wichtigsten politischen und sozialen Ereignisse in Mailand. 1973 hat sie ihr Debüt als Schriftstellerin mit der Erzählung „Un amore fraterno“, gefolgt von weiteren Romanen, für die sie mehrere Auszeichnungen erhält.
Lucien Clergue
1934 Arles (F) – 2014 Nîmes (F)
Lucien Clergue ist ein wegweisender französischer Fotograf, der seine Karriere dem Ziel gewidmet hat, Fotografie zu einer hohen Kunstform zu machen. Seiner Heimat und der mediterranen Kultur bleibt Lucien Clergue ein Leben lang treu. Sie inspirieren ihn und beeinflussen sein Werk maßgeblich.
Eine besondere Bedeutung hat der Akt in seinem Werk. Ab den 1950er Jahren schafft er wiederholt Aktfotografien mit unverkennbarer Handschrift. Seine „Zebra-Akte“, bei denen er mit Effekten von Stroboskopen experimentiert, sind genauso bekannt wie die frühen Werke „Nu de la mer“, in denen sich nackte Frauenkörper in die Meereslandschaft einfügen, wie Felsen, die von der Brandung umspült werden. Nach seiner ersten Einzelausstellung 1961 im Museum of Modern Art in New York erhält er viel Zuspruch von der Kritik.
Bekanntheit erlangt er durch seine Schwarz-Weiß-Porträts von Pablo Picasso, der ihn früh als Künstler erkennt und mit ihm zusammenarbeitet.
1969 gründet er in seiner Geburtsstadt das renommierte internationale Fotografie-Festival „Les Recontres de la Photographie d’Arles“. Er ist 2006 der erste Fotograf, der in die französische Gelehrtengesellschaft Académie des Beaux-Arts aufgenommen wurde, dessen Präsident er im Jahr 2013 ist.
Claude Fauville
1940 Charleroi (BEL) – lebt in Nîmes (FRA)
Claude Fauvilles Schaffen bewegt sich im Bereich der erotischen Fotografie, doch weniger im Sinne klassischer Akte, als vielmehr ein Spiel mit Entblößung. In seinen Platin-Palladium Prints findet oft eine nachträgliche Bearbeitung mit Farben statt, so dass die Modelle mit der Umgebung zu verschmelzen scheinen und der Eindruck einer Druckgrafik entsteht. Häufig haben seine Werke die Anmutung von Fotografien des frühen 20. Jahrhunderts, was auch auf die Technik des Silbergelatine-Prints zurückzuführen ist.
Raimund Feiter
1955 Mönchengladbach (D) – lebt in München (D)
Raimund Feiter absolviert ein Studium der künstlerischen Fotografie bei Prof. Arno Jansen an der Hochschule für Kunst und Design in Köln. Veränderte Lebensumstände nach dem Studium veranlassen ihn zu einer beruflichen Umorientierung, bevor er 2007 zur künstlerischen Fotografie zurückkehrt.
In seinen Arbeiten sind Einfluss und Stilelemente der Kunstrichtungen Hyperrealismus und der Pop-Art unverkennbar. Er lotet die Grenzen zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion aus, wodurch viele seiner Bilder in ihrer Darstellung für den Betrachter vage bleiben. War Feiters Arbeitsweise anfangs auf die analoge Schwarz-Weiß-Fotografie ausgerichtet, arbeitet er heute digital.
Nat Finkelstein
1933 New York (USA) – 2009 Shandaken (USA)
Nat Finkelstein ist ein US-amerikanischer Fotograf, Fotojournalist und Buchautor. Er erlangt in den 1960er Jahren Berühmtheit durch seine Fotografien von Andy Warhols Factory. Nach seinem Studium erlernt er das Fotografieren bei Alexey Brodowitsch, dem Art Director von Harper’s Bazaar. Anschließend ist er als Fotojournalist für die Bildagenturen Blackstar und PIX Photos tätig, wobei er überwiegend von den politischen Entwicklungen der verschiedenen Subkulturen New Yorks berichtet. Über dieses Interesse kommt er in Berührung mit Harlems Soul- und Jazz-Szene sowie Warhols Factory. In dieser Zeit fühlt er sich auch der aufkeimenden Bürgerrechtsbewegung verbunden. Seine Beteiligung an radikalen politischen Aktivitäten wie auch die Untergrund-Drogenkultur führen zu einem Haftbefehl, infolge dessen er aus dem Land flieht und das folgende Jahrzehnt als Flüchtender zubringt.
Er bereist die Seidenstraße durch Asien und den Mittleren Osten, verdient sein Geld mit Drogenschmuggel. 1982 kehrt er in die USA zurück, wird dort Teil der New Yorker Punk-Szene, managt Bands wie die Khmer Rouge, die er auch als Fotomotive nutzt. Die Fotografie wird nun künstlerischer Ausdruck – er experimentiert mit Video, Installation und Digitaldruck. Seine Arbeiten werden regelmäßig ausgestellt und veröffentlicht. Seine Fotoessays werden bis heute in verschiedenen Magazinen abgedruckt.
Franco Fontana
1933 Modena (ITA) – lebt ebenda
Franco Fontana beginnt mit Anfang 30 mit der Fotografie zu experimentieren. Sein Stil formt sich in den 1960er Jahren unter dem Einfluss der Kunstrichtungen Abstrakter Expressionismus und Minimalismus. Er lässt sich von Künstlern wie Mark Rotho und Barnett Newman inspirieren und widmet sich von Anfang an der Farbe. Bereits in den späten 1960er Jahren beginnt sein einzigartiger Blick Aufmerksamkeit zu erregen. Bekannt wird er mit seinen abstrahierenden Farbfotografien, auf denen die Abbildlichkeit des Motivs nahezu vollständig in den Hintergrund rückt. Seine erste Einzelausstellung findet 1968 in seiner Heimatstadt Modena statt. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte schafft er einige seiner ikonischsten Werke, darunter seine Darstellungen der hügeligen Landschaft der Basilikata. 1978 wird sein Debütband „Skyline“ veröffentlicht, der großen Anklang findet. Er fotografiert für verschiedene Werbekampagnen und arbeitet als Fotograf für Magazine und Zeitungen.
Heute gilt Fontana als Pionier der Farbfotografie, seine Werke werden in ca. 400 Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt und befinden sich in den Sammlungen zahlreicher renommierter Institutionen weltweit, darunter dem Museum of Modern Art, New York oder dem Musée d'Art Moderne, Paris.
Abe Frajndlich
1946 Zeilsheim (D) – lebt in New York (USA)
Geboren wird Abe Frajndlich in einem Lager für „Displaced Persons“ in Frankfurt-Zeilsheim, wo er als Staatenloser eigenstuft wird. Seither erfolgen zahlreiche Ortwechsel von Frankfurt nach Tel Aviv und zurück nach Frankfurt, dann nach Paris und Brasilien. Seit 1983 lebt er in New York. Er absolviert ein Literaturstudium an der Northwestern University in Illinois, danach wendet er sich der Fotografie zu. Von 1970 bis 1976 erlernt er das fotografische Handwerk bei den Fotografen Minor White und Nathan Lyons. Anschließend arbeitet er als Bildjournalist für Zeitungen und Magazine wie das New York Times Magazine, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Life, den London Observer oder den Spiegel.
Frajndlich ist neben seinen Bildreportagen, die er meist als Auftragsarbeiten erledigt, vor allem für seine Porträt- und Aktfotografie bekannt. Besonders häufig fotografiert er dabei seine berühmten Kollegen: Gerade die Menschen, die üblicherweise selbst ihr Objektiv auf andere richten, werden in Abe Frajndlichs Werk selbst zum Bild. Seine Karriere als Porträtfotograf beginnt mit der amerikanischen Künstlerin und Fotografin Cindy Sherman. Hunderte Bilder weiterer Künstler und Künstlerinnen machen Abe Frajndlich auf der ganzen Welt bekannt.
Bruno Frerejean
1953 Saint Just la Pendue (FRA) – lebt auf Mallorca (ESP)
Bruno Frerejeans Fotografien thematisieren Menschen, deren zwischenmenschliche Beziehungen und soziales Umfeld. Dafür schafft er eine persönliche Nähe zwischen sich und seinen Motiven, begleitet sie über mehrere Tage, wie für seine Serie „Khym und Djessy auf dem Weg zum Glück“ (2019).
Er ist international unterwegs und präsentiert seine Werke in vielen Ausstellungen, darunter in Frankreich, Spanien, Deutschland, Schweiz, Schweden und Marokko. 2019 erhält er das Stipendium der Michael Horbach Stiftung in Köln.
Annette Frick
1957 Bonn (D) – lebt in Berlin (D)
Annette Frick absolviert von 1978 bis 1988 ein Studium der Freien Kunst in Köln bei Arno Jansen, Daniel Spoerri und Robert van Ackern, 1988 als Meisterschülerin bei Arno Jansen. Parallel arbeitet sie als Fotografin für verschiedene wissenschaftliche Institute, veröffentlicht Texte über Kunst und Fotografie und gründet mit Kolleg:innen den Hafensalon in ihrem Kölner Atelier und 2007 mit Wilhelm Hein das Casabaubou in Berlin. Sie erhält zahlreiche Stipendien und Preise.
Seit den frühen 1980er Jahren porträtiert sie Szenen der Subkultur sowie die politische Atmosphäre Deutschlands vor und nach der Wiedervereinigung. Zu den porträtierten Figuren gehören Persönlichkeiten abseits des populistischen Mainstreams wie etwa Ikonen der Drag-Szene. In ihren Werken spiegeln sich die Konflikte um Repräsentationskultur, Geschichte, Identität und Sexualität unserer Zeit.
Lee Friedlander
1934 Aberdeen (USA) – lebt in New York (USA)
Bereits mit 14 Jahren verdient Lee Friedlander mit dem Fotografieren eigenes Geld. Mit 18 Jahren studiert er am Art Center College of Design in Pasadena, bevor er 1956 nach New York zieht. Sein Werk ist beeinflusst von Eugène Atget und Walker Evans. Seine frühen Fotografien legen ihren Fokus auf Amerikas Straßen, wo Friedländer auf die Vielschichtigkeit der Gesellschaft trifft. Nachdem er das renommierte Independent-Label Atlantic Records von seinem Können überzeugen kann, fotografiert er zahlreiche Musiker wie Ray Charles, John Coltraine, Aretha Franklin u. a., fertigt darüber hinaus aber auch eine große Anzahl an Selbstporträts an. Gleichzeitig bewahrt er sich sein Interesse am Lebensalltag der amerikanischen Durchschnittsgesellschaft und dokumentiert Themen wie Berufe und Arbeitslosigkeit. Mit Leichtigkeit visualisiert er US-amerikanische Geschichtsschreibung im öffentlichen Raum und liefert fotografische Sozialstudien anhand von Schaufenstern und Straßenszenen.
Großes Interesse bringt Friedlander Reflektionen entgegen – Spiegelungen in Fenstern, Glastüren oder im Wasser regen ihn zu seinen Fotografien an. Immer wieder lässt er auch bewusst Fehler in seinen Bildern zu – so erlangt ein Porträt, auf dem das Gesicht des Porträtierten zur Hälfte von einer leuchtenden Glühbirne verdeckt wird, Weltruhm. Für sein fotografisches Werk erhält er Preise und Auszeichnungen, darunter die Ehrendoktorwürde der Universität von Pennsylvania und der Internationale Preis für Fotografie der schwedischen Hasselblad-Stiftung.
Cristina García Rodero
1949 Puertollano (ESP) – lebt in Madrid (ESP)
Zunächst studiert Cristina García Rodero Malerei an der Kunstschule der Universität Madrid, bevor sie sich der Fotografie zuwendet. Anschließend absolviert sie eine Lehrerausbildung und arbeitet hauptberuflich im Bildungswesen. In den nächsten 16 Jahren widmet sie sich auch der Erforschung und Fotografie von volkstümlichen und traditionellen Festen vor allem in Spanien, aber auch in ganz Europa. Dieses Projekt gipfelt in ihrem Buch „España Oculta“, das 1989 erscheint und mit dem Book of the Year Award beim Arles Festival of Photography ausgezeichnet wird. Im selben Jahr erhält sie auch den renommierten W. Eugene Smith Foundation Preis.
In den darauffolgenden Jahren bereist sie die ganze Welt auf der Suche nach anderen Kulturen mit besonderen Traditionen. Vier Jahre lang fährt sie wiederholt nach Haiti, wo sie Voodoo-Rituale dokumentiert und eine Reihe von expressiven Porträts und bewegenden Szenen produziert, die von engagierten dokumentarischen Beobachtungen flankiert werden. „Rituale in Haiti“ wird erstmals 2001 auf der Biennale in Venedig gezeigt.
Cristina García Rodero erhält zahlreiche Preise, u. a. 1996 in Spanien den Premio Nacional de Fotografía. Ihre Arbeiten werden international veröffentlicht und ausgestellt.
Ralph Gibson
1939 Los Angeles (USA) – lebt in New York (USA)
Über seinen Militärdienst bei der amerikanischen Marine kommt Ralph Gibson zur Fotografie, wo er ab 1956 die Naval School of Photography in Pensacola besucht. 1961 studiert er am San Francisco Art Institute Fotografie, bricht das Studium im darauffolgenden Jahr aber wieder ab. 1962 arbeitet er als Assistent der berühmten sozialdokumentarischen Fotografin Dorothea Lange. Nach seinem Umzug nach New York 1969 assistiert er Robert Frank bei dessen Film „Me and My Brother“. Im gleichen Jahr gründet er mit seinen Freunden den Verlag Lustrum Press, da kein anderer Verlag seine Arbeiten veröffentlichen will.
In seiner fotografischen Arbeit konzentriert sich Gibson zunächst auf die Schwarz-Weiß-Fotografie. Dabei bevorzugt er besonders grobkörnige Filme, um so seinen Aufnahmen einen eher grafischen Charakter zu verleihen. Thematisch entwickelt er eine Vorliebe für fantastisch-surrealistische Szenerien, die er aus Bruchstücken und Ausschnitten der Wirklichkeit inszeniert. Dabei benutzt er gern ein Weitwinkelobjektiv, um durch räumliche Verzerrungen die Dynamik und Spannung des Bildes zu steigern. Eine seiner bekanntesten „Gespenster“-Serien wird „The Somnambulist“ (Der Nachtwandler) von 1968, aus der auch die Fotografie einer weißumstrahlten Hand im Spalt einer offenen Tür stammt.
Tim Gidal
1909 München (D) – 1996 Jerusalem (ISR)
Ignaz Nachum Gidalewitsch, Sohn einer ostjüdisch-orthodoxen Familie, schließt sich schon früh der zionistischen Bewegung an, bei der er auch seine ersten fotografischen Anregungen erhält. 1928 bis 1931 studiert er Jura, Kunstgeschichte und Geschichte an den Universitäten München und Berlin. Nach seiner ersten Bildveröffentlichung in der Münchner Illustrierten Presse 1929 konzentriert er sich unter dem Namen Tim N. Gidal auf die Tätigkeit als Bildreporter. 1933 verlässt er Deutschland und setzt sein Studium in Basel fort, um es 1935 abzuschließen. Im selben Jahr reist er für zwei Monate nach Palästina, wohin er kurz darauf emigriert. Als freiberuflicher Fotograf arbeitet er für die Zeitschrift Picture Post, deren fotografischen Berichte sich bald zum Herzstück der Zeitschrift entwickeln. Von einem Asienaufenthalt 1940 kehrt er mit einer Reportage über Mahatma Gandhi zurück, mit der er weltweit Erfolg hat. 1942 tritt er als Freiwilliger in die britische Armee ein und fotografiert bis 1944 als Chefreporter für das Armeemagazin Parade. Ab 1947 ist er wieder als freier Fotograf in Jerusalem tätig und bereist von dort Europa. 1948 lässt er sich in den USA nieder, wo er für die Zeitschrift Life arbeitet und ab 1955 als Dozent der New School for Social Research tätig ist. Später wird Gidal Professor an der Hebrew-University in Jerusalem.
Pesi Girsch
1954 München (D) – lebt in Tel Aviv-Yafo (ISR)
Pesi Girsch wird in München als Kind von Holocaust-Überlebenden geboren. 1968 immigriert sie mit ihrer Mutter und ihren vier Geschwistern nach Israel. Sie studiert Bildhauerei, Zeichnung und Fotografie in Giv’atayim, Tel Aviv, Ramat haScharon und München. Seit 1992 ist sie Dozentin für Fotografie an der Universität von Haifa.
Girsch versteht sich weniger als Fotografin, da ihr künstlerisches Tun stark von der Bildhauerei geprägt ist. Zu einem ihrer wiederkehrenden Bildthemen gehört das scheinbare Abtrennen von Körperteilen der dargestellten Menschendurch gezieltes Verdrehen und Skulpturieren dieser. Zu ihren bekanntesten Werken zählt die Serie „Glory tot he Photographer’s Model“ von 1991, in der sie inszenierte Porträts im Wasser zeigt, die ritualisierte Züge aufweisen. In Stillleben aus den 2000er Jahren konzentriert sie sich auf tote Tiere, in symmetrische Posen drapiert und lyrisches Licht gesetzt, wodurch die Bilder mit symbolischem Gehalt aufgeladen werden.
Kajsa Gullberg
1977 Göteborg (SWE) – lebt in Kopenhagen (DK)
Kajsa Gullberg absolviert ein Studium an der Schule für Fotokunst Fatamorgana in Kopenhagen sowie der Royal Academy of Fine Arts – The School of Design. Mit Hilfe ihrer Fotografien erforscht sie Facetten menschlicher Existenz. Dabei hinterfragt sie Strukturen und Rollen, die in der (westlichen) Kultur vorherrschen. Ihr Schaffen bewegt sich zwischen Kunst und Dokumentation, verknüpft existenzielle Themen mit sozio-politischen Aspekten. Sie veröffentlicht mehrere Fotobücher und ist an Ausstellungen in New York, Berlin und Skandinavien beteiligt.
Heinz Hajek-Halke
1898 Berlin (D) – 1983 ebenda
Heinz Hajek-Halke verbringt seine frühe Kindheit in Argentinien, bevor er nach seiner Rückkehr nach Berlin von 1915 bis 1917 an der Königlichen Kunstschule studiert. Anschließend beginnt er, Plakate für Filmgesellschaften zu entwerfen und arbeitet für den Verlag Dr. Dammert. 1923 bis 1925 ist er Fischer in Hamburg. Seine ersten Versuche mit der Fotografie stammen aus dem Jahr 1924. Er arbeitet als Pressefotograf und beginnt 1925 mit ersten experimentellen Arbeiten. Ab 1933 forscht er im Bereich Kleinstlebewesen und Makrofotografie. 1937 reist nach Brasilien für eine Reportage über eine Schlangenfarm, zudem entstehen abstrakte Bilder und Fotogramme. Ab 1939 dient er in der Wehrmacht als Industrie- und Luftfotograf für die Dornier-Werke. 1945 gerät er in Kriegsgefangenschaft der Franzosen, entkommt jedoch und gründet eine Schlangenfarm zur Giftproduktion für die pharmazeutische Industrie. 1947 arbeitet er wieder als Fotojournalist und experimenteller Fotograf. 1949 ist er Mitbegründer der Gruppe „fotoform“ in Saarbrücken, mit der er gemeinsam ausstellt. Ab 1955 lehrt er als Professor für Grafik und Buchkunst an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin.
Hajek-Halke gilt als einer der führenden deutschen Fotografen der Nachkriegszeit, der den künstlerischen Anspruch der Fotografie insbesondere mit seinen Fotomontagen und Lichtgrafiken erfolgreich vertritt.
Ben Hopper
1982 Israel – lebt in London (GBR)
Ben Hopper ist ein autodidaktischer Fotograf. Seit 2007 widmet er sich künstlerischen Fotoprojekten, in denen er sich auf zeitgenössischen Zirkus, Tanz sowie auf Aktfotografie konzentriert. Im Mittelpunkt steht immer der Mensch: Hopper präsentiert die Schönheit der menschlichen Gestalt und nutzt Fotografie um Sexualität zu erforschen sowie Identität und Gender zu hinterfragen.
Sein künstlerisches Schaffen erreicht ein breites online-Publikum durch Medienkanäle wie The Huffington Post, BuzzFeed, The Guardian, The Daily Mail u. a. Nachdem sein Projekt „Natural Beauty“ viral gegangen ist, entzündet es 2014 eine weltweite Diskussion über weibliche Achselhaare und trägt zum weltweiten Trend der Body Positivity bei. Seit 2010 ist Hopper an über 30 Ausstellungen beteiligt.
Dragana Jurišić
1975 Našice (HRV) – lebt in Dublin (IRL)
Dragana Jurišić stammt aus Ex-Jugoslawien und lebt seit 1999 in Dublin. 1998 schließt sie ein Studium der Psychologie an der Universität von Rijeka, Kroatien, ab, gefolgt von einem Studium der Dokumentar-Fotografie an der University of Wales (Abschluss 2008), dem sich ein PhD am European Centre for Photographic Research, University of Wales anschließt (2013). Seit 2019 ist sie Assistant Professor an der Dublin City University.
Ihre bevorzugten künstlerischen Medien sind Fotografie, Film und Installation. In ihrem Schaffen erkundet sie die Themen Gender, Stereotype und die Folgen von Exil und Vertreibung auf Erinnerung und Identität. Sie hat zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten und ihre Werke werden regelmäßig in Europa und Amerika ausgestellt.
Thomas Karsten
1958 Eisenach (D) – lebt in Uffenheim (D)
Thomas Karsten wächst in Leipzig auf. Er verlässt 1982 die DDR und arbeitet als freier Fotograf und Assistent von Stefan Moses in München. Seit 1983 ist er selbstständig tätig und wird mit Porträt- und Aktaufnahmen bekannt, arbeitet u. a. für den Stern, Art, Eltern und Capital. Sein erster Bildband „Thomas – mach ein Bild von uns“ wird 1988 mit dem Kodak Fotobuchpreis ausgezeichnet. Seine Arbeiten werden in zahlreichen Galerien und Museen ausgestellt. 2013 erhält er den Fotopreis der Michael Horbach Stiftung für seine Arbeit „60 Bicycles for Uganda“ und „Foundation MUKISA, Uganda“ aus dem Jahr 2011. Überdies ist Thomas auch als Kameramann tätig, wofür er bereits auf dem Pearl Film Festival ausgezeichnet wurde.
Alexander Klang
Düsseldorf (D) – lebt in Berlin (D)
Alexander Klang studiert von 2013 bis 2017 Fotografie an der Neuen Schule für Fotografie in Berlin. Dem schließt sich 2017 ein Meisterstudium an der Ostkreuzschule für Fotografie bei Prof. Ute Mahler und Ingo Taubhorn an, welches er 2020 abschließt.
Klangs Thema ist die analoge Porträtfotografie. Für seine mit dem New Talent Award 18/2 ausgezeichnete Arbeit „Zwei. Eine Stunde“ verabredet er sich mit ihm unbekannten Personen an ihm unvertrauten Orten. In der ungeplanten, improvisierten Begegnung sucht der Fotograf nach natürlichem Ausdruck, einem intimen Moment, einer unerwarteten Geste – stets in einem reduzierten und grafischen Umfeld. „Die Unsicherheit dieser Begegnungen, die begrenzte Zeit und die Ungewissheit des Ortes helfen mir, einstudierte und klassische Posen zu vermeiden“, so der Fotograf. Seine Arbeiten wurden in den vergangenen Jahren mehrfach national und international ausgezeichnet und ausgestellt. Er lebt und arbeitet in Berlin.
Birgit Kleber
1956 Hannover (D) – lebt in Berlin (D)
Nach einer Ausbildung zur Fotografin arbeitet Birgit Kleber zunächst als Redakteurin für die Frauenzeitschrift COURAGE. Während eines USA-Aufenthaltes besucht sie 1981 Workshops von Lotte Jacobi und Berenice Abbott in San Francisco. Es folgen Regieassistenzen und Setfotografie bei Film- und Fernsehproduktionen. Seit 1984 arbeitet sie als freie Fotografin. In ihrem Bildband „Photographers“ werden ihre Berufskolleg:innen wie Nan Goldin, Cindy Sherman oder Sebastião Salgado zum Motiv. Darüber hinaus fotografiert Kleber nationale und internationale Schauspieler mehr als 20 Jahre auf der Biennale. In ihrer Serie „Frauen im Hotel“ (1989-1992) zeigt sie ihr Gegenüber als unabhängiges Subjekt, in der sie den Punkt des Widerstands gegen die fotografische Situation sucht, um die abgebildeten Frauen aus ihrer Objektrolle zu entlassen.
Klebers Fotografien befinden sich in zahlreichen Sammlungen und wurden in über 30 Einzelausstellungen gezeigt, darunter in der Helmut Newton Stiftung / Museum für Fotografie und im Haus am Kleistpark, Berlin. Kleber erhielt eine Reihe von Stipendien, so auch das Auslandsstipendium des Berliner Senats für Moskau.
Herlinde Koelbl
1939 Lindau (D) – lebt in München (D)
Herlinde Koelbl nimmt zunächst 1960 ein Modestudium in München auf, bevor sie sich ab 1976 autodidaktisch der Fotografie zuwendet. Sie arbeitet u. a. für Zeitschriften und Zeitungen wie „Stern“, „Die Zeit“ und „New York Times“. Mit dem Bildband „Das deutsche Wohnzimmer“ (1980) erlangt sie erste Erfolge. Dem schließen sich verschiedene Projekte an, darunter die Bildbände „Männer“ (1984) und „Starke Frauen“ (1996). Ihr bislang größtes Projekt ist die Serie „Spuren der Macht – Die Verwandlung des Menschen durch das Amt“, für die sie von 1991 bis 1998 jährlich 15 Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft fotografiert und interviewt, u. a. Joschka Fischer, Gerhard Schröder und Angela Merkel. Als bekannt wird, dass Merkel Kanzlerin werden würde, setzt sie die jährlichen Fototermine mit Merkel noch bis 2021 fort. Parallel dazu dreht sie einen Dokumentarfilm, der 1999 mit dem deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet wird.
Ihre Werke werden national und international ausgestellt und mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter 1987 die Leica Medal of Excellence, 2009 das Bundesverdienstkreuz am Bande und 2012 den Kulturpreis Bayern.
Germaine Krull
1897 Wilda (POL) – 1985 Wetzlar (D)
Nachdem Germaine Krull 1912 nach München umgezogen ist, beginnt sie 1915 eine Lehre in der Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie, Chemie, Lichtdruck und Gravüre. 1917 eröffnet sie ihr erstes Fotoatelier. Ihre Verbindung zu den treibenden Kräften der Novemberrevolution, deren Anführer Kurt Eisner sie porträtiert hat, führt 1920 zu ihrer Ausweisung aus Bayern. Infolgedessen siedelt sie nach Moskau über, wo sie von der Geheimpolizei als Antibolschewistin verhaftet und einer Scheinhinrichtung unterzogen wird. Über Berlin und Amsterdam kommt Krull nach Paris, wo ihr der künstlerische Durchbruch gelingt. Sie fotografiert Sonja Delaunay, befreundet sich mit deren Mann Robert Delaunay und bewegt sich im berühmten Pariser Künstlermilieu.
1928 engagiert Lucien Vogel, Redakteur Zeitschrift VU, Germaine Krull für mehrere Fotoreportagen. In Zusammenarbeit mit Éli Lotar und André Kertész gestaltet sie eine neue Form der Reportage. Sie setzt dabei vor allem auf Aktualität und konsequenten Realismus ohne künstlerische Komposition oder Relativierung. Der Anblick des Eiffelturms inspiriert sie zu ihrem berühmten Fotobuch „Métal“, für das sie nicht nur das Pariser Wahrzeichen, sondern auch Brücken, Häfen, Kräne und Industrieanlagen auf ihre ganz eigene Weise ins Bild setzt.
Auch in der Aktfotografie verfolgt Krull neue Ansätze. Eines ihrer häufigsten Modells ist ihre Schwester Berthe Krull. Darüber hinaus betätigt sie sich als Kriegsberichterstatterin in Indochina. Zwischen 1947 und 1966 arbeitet sie als Leiterin des Hotels Oriental in Bangkok. Danach übersiedelt sie nach Indien. Kurz vor ihrem Tod kehrt sie nach Deutschland zurück, wo sie 1985 stirbt.
Muhittin Küllah
1960 Kars (TUR) – lebt in Münster (D)
Nach der Emigration nach Deutschland studiert Muhittin Küllah von 1984 bis 1991 Politikwissenschaften, Soziologie und Publizistik an der Westfalen-Wilhelms-Universität Münster. Daneben absolviert sie ein Kunststudium an der Kunstakademie in Münster. Parallel dazu ist sie in den Genres Malerei und Fotografie sowie angewandte Kunst (Plakate) freikünstlerisch tätig und stellt ihre Arbeiten regelmäßig in Ausstellungen aus.
Martin Langer
1956 Göttingen (D) – 2022 Hamburg (D)
Martin Langer absolviert zunächst eine Lehre zum Radio- und Fernsehtechniker, bevor er visuelle Kommunikation mit Schwerpunkt Fotojournalismus in Bielefeld studiert. Während seiner Studienzeit wird er auf den Bereich der Fotosatire aufmerksam und wird von seinen Professoren dahin gehend gefördert. Es entsteht „Kurioses und Gnadenlos. Fotosatire heute“, das zu einem Standardwerk zum Thema wird.
Ab 1984 arbeitet er als Fotograf auch an politischen und sozialen Themen für Zeitschriften, Verlage und Organisationen wie Greenpeace und Robin Wood. Für seine Fotodokumentation über die Besetzung der Ölplattform Brent Spar durch Greenpeace erhält er 1995 den Fuji Euro Press Photo Award. Bekannt wird Langer besonders mit seiner vom SPIEGEL beauftragten Bilderstrecke zu den rechtsextremen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen im Jahr 1992. Langer stellt außerdem Fotografien aus den Bereichen Reise und Alltag her, oft mit satirischem Unterton. Zuletzt veröffentlicht er 2021 unter dem Titel „Land des Lächelns“ einen Bildband über das Leben im Ostwestfalen der 1980er Jahre. Er ist Mitglied im Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler. Er erhält zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Sein Werk ist zudem seit 2020 auch im Bestand der Deutschen Fotothek.
Erica Lennard
1950 New York (USA) – Paris (FRA)
Erica Lennard studiert am San Francisco Art Institute, bevor sie 1973 mit ihrer Schwester nach Paris umsiedelt, wo ihr Schaffen als Fotografin seinen Anfang nimmt. Zunächst erhält sie erste Aufträge für Zeitschriften wie Vogue, Elle, Marie Claire und Interview. 1976 präsentiert sie einige Porträtserien von Frauen in der Galerie Agathe Gaillard in Paris, gefolgt von der Veröffentlichung ihres ersten Buches „Les Femmes, les Sœurs“ im gleichen Jahr. Sie beginnt, die Natur sowie klassische europäische Gärten zu fotografieren und publiziert ihr erstes Buch zu diesem Thema 1982 mit dem Titel „Classic Gardens“. Ein weiteres Buch mit dem Titel „Jardins d’Artistes“ folgt im Jahr 1992 in New York.
Stets auf der Suche nach einer Neudefinierung des Schönheitsbegriffs fotografiert sie eindrucksvolle Gärten in Europa, Zen-Garten in Japan und die kaiserlichen Gärten von China, aber auch etliche Monumente. Ihre Werke finden sich in zahlreichen Sammlungen, darunter des Centre Georges Pompidou, der Albright-Knox Art Gallery in Buffalo sowie des Berkeley Art Museum und der Pacific Film Archive.
Lucana (Ana Lucia Pérez Tobón)
1960 Bello (COL) – lebt in El Poblado (COL)
Lucana, mit bürgerlichem Namen Ana Lucia Pérez Tobón, wird am 25. Februar 1960 in Bello (Antiquia) in Kolumbien geboren. 1988 eröffnet sie ihr eigenes Studio in Medellin, Kolumbien.
Lucanas erstes Fotoprojekt „Mi Gente“ (Meine Leute) ist eine Foto-Dokumentation über die marginalisierten Menschen von Medellin, in der sie die Kluft zwischen den verschiedenen sozialen Gruppen hervorhebt. Weitere Fotoserien sind „Tolú“, in der sie einen Streifzug durch ein ländliches Anwesen unternimmt sowie „Formas“ und „Sentir“, die sich auf Körperformen bzw. tanzende Paare konzentriert.
Olaf Martens
1963 Halle/Saale (D) – lebt in Leipzig (D)
1963 in Halle (Saale) geboren, wächst Olaf Martens in Nordhausen auf. Er studiert 1985 bis 1992 Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, davon zwei Jahre als Meisterschüler bei Wolfgang G. Schröter und Helfried Strauß. Neben seinen freien Arbeiten erreicht er internationale Bekanntheit als Mode- und Werbefotograf. Seine Bildreportagen und Fotobeiträge erscheinen in zahlreichen Magazinen, etwa im FAZ Magazin, Spiegel, Stern, Focus Magazin oder Art. Seine Werke sind Teil vieler privater und öffentlicher Sammlungen, darunter das Leopold Museum Wien, das Rheinische Landesmuseum Bonn, der Sammlung Goetz oder der Sammlung F. C. Gundlach. Olaf Martens lebt und arbeitet in Leipzig.
Oriol Maspons
1928 Barcelona (ESP) – 2013 ebenda
Anfang der 1950er Jahre arbeitet Oriol Maspons bei einer Versicherungsagentur in Barcelona, während er in seiner Freizeit der Fotografie nachgeht. Er fotografiert zunächst das Spanien der Nachkriegszeit, bevor er 1955 nach Frankreich übersiedelt. Bis 1957 lebt er in Paris und arbeitet dort bei den Zeitschriften Paris Match, Elle und Boccacio. Dort lernt er u. a. Henri Cartier-Bresson und Brassaï kennen.
Zurück in Barcelona eröffnet er zusammen mit Julio Ubiña ein Studio. Er arbeitet hauptsächlich als Mode- und Werbefotograf, spezialisiert sich dabei auf Porträts und fotografiert zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten seiner Zeit, wie Salvador Dalí, Marcel Duchamp oder Audrey Hepburn.
Beeinflusst von der neuen und modernen Sichtweise macht er Fotos der Hippiebewegung auf Ibiza und beginnt seine Pin-Up Serien. Seine Werke finden sich heute in den Sammlungen des Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, der Biblioteque National de France in Paris und dem Museum of Modern Art in New York.
Will McBride
1931 St. Louis (USA) – 2015 Berlin (D)
Will McBride studiert unter anderem von 1950 bis 1951 Malerei an der National Academy of Design und von 1951 bis 1953 Kunstgeschichte, Malerei und Illustration an der Syracuse University, beide in New York. Daneben erhält er Privatunterricht bei Norman Rockwell. Während seines Militärdienstes ist er zwischen 1953 und 1955 in Würzburg stationiert, anschließend bleibt er in Deutschland und studiert Philologie an der Freien Universität Berlin. Ab 1959 ist er freischaffend als Fotograf tätig, zunächst in Berlin und ab 1961 in München, wo er 1965 auch ein eigenes Fotostudio gründet.
Von 1972 bis 1982 zieht er sich aus dem Berufsleben zurück und lebt in der Toskana, wo er sich mit Malerei und Bildhauerei befasst. 1983 eröffnet er in Frankfurt ein Fotostudio, das er bis 1998 betreibt. Danach lebt er als freischaffender Künstler in Berlin, wo er sich hauptsächlich mit Malerei beschäftigt.
Als Fotograf arbeitet er als Bildreporter für Illustrierte wie Brigitte, Eltern, Geo, Stern, Life, Playboy und Paris Match. Bekannt wird er vor allem durch seine Fotostecken und Foto-Essays in Zeitschriften. Sein 1960 in der Jugendzeitschrift Twen veröffentlichtes Porträt seiner schwangeren Frau Barbara löst einen Skandal aus. Empörung erregt auch sein Aufklärungsbuch „Zeig mal!“, das erstmals auch Sexualität von Kindern und Jugendlichen thematisiert. Der Verlag und Mc Bride nehmen das Buch 1996 vom Markt.
Jens Nagels
1950 Helmarshausen (D) – lebt in Kassel (D)
Jens Nagels absolviert von 1970 bis 1975 ein Studium der Freien Malerei in Düsseldorf bei den Professoren Andre Thomkins und Alfonso Hüppi. Es folgt 1981 bis 1986 ein Studium der Visuellen Kommunikation an der Gesamthochschule – Universität Kassel bei Prof. Gunter Rambow. Er erhält verschiedene Lehraufträge für Fotografie. Aktuell arbeitet er als freier Künstler und Fotograf in Kassel.
Helmut Newton
1920 Berlin (D) – 2004 Los Angeles (USA)
Helmut Newton, der als Helmut Neustädter geboren wird, beginnt 1936 eine Lehre als Fotograf bei der Fotografin Yva. 1938 flüchtet er vor den Nationalsozialisten nach Singapur, wo er kurz als Bildreporter arbeitet, bevor er wegen „Unfähigkeit“ entlassen wird. Ab 1940 lebt er in Australien und ist dort als LKW-Fahrer tätig. 1945 eröffnet er ein Fotostudio in Melbourne, im Jahr darauf nimmt er die australische Staatsangehörigkeit an. Er arbeitet ab 1956 für die australische Vogue, die seine Hauptauftraggeberin wird, gefolgt von der französischen, der italienischen, der amerikanischen sowie der deutschen Ausgabe der Zeitschrift. Seit den 1970er Jahren ist er einer der begehrtesten und teuersten Mode-, Werbe-, Porträt- und Aktfotografen der Welt. 1976 erscheint sein erster Bildband „White Women“, der kurz nach Veröffentlichung mit dem Kodak-Fotobuchpreis ausgezeichnet wird. Meist in glamouröser Umgebung inszeniert Newton auf seinen Schwarz-Weiß-Aufnahmen die Modelle in statuenhafter Pose, stark, dunkel und geheimnisvoll, mitunter sogar aggressiv. Diese eigenwillige Bildästhetik kulminiert in dem Portfolio-Band „Big Nudes“, der 1982 erscheint und Newton endgültig einen internationalen Superstar-Status verschafft. Ab 1981 lebt er mit seiner Frau June in Monaco, die Wintermonate in Los Angeles.
Helmut Newton löst mit seinen mitunter drastischen und provozierenden Aktdarstellungen immer wieder öffentliche Kontroversen aus. Feministinnen wie Alice Schwarzer werfen ihm Sexismus vor; die unerlaubte Veröffentlichung von Newtons Bilder im Rahmen eines kritischen Artikels in der feministischen Zeitschrift EMMA führt zu einem Rechtsstreit, den der Fotograf gewinnt.
Für seine fotografische Arbeit erhält Helmut Newton Preise und Auszeichnungen, darunter 1992 das Große Bundesverdienstkreuz und 1994 den Berliner Bären.
Alice Odilon
1968 Salvaterra Do Extremo (PRT) – lebt in Lissabon (PRT)
Alice Odilon ist studierte Fotografin. Sie arbeitet für verschiedene Zeitschriften wie GALA, Marie-Claire Maison, Cosmetic News und für zahlreiche Kosmetik- und Schmuckmarken. Außerdem fotografiert sie Bridget Bardots Kampagne gegen den Gebrauch von Elfenbein. Sie erhält verschiedene Auszeichnungen und ihre Werke sind in Sammlungen wie dem Centre National d’art Contemporain, Centre Pompidou in Paris vertreten.
Mihrican Özdem
1964 Duisburg (D) – lebt in Landau (D)
Mit 16 Jahren erhält Mihrican Özdem ihre erste Spiegelreflexkamera und fotografiert seitdem vor allem Schwarz-Weiß-Porträts sowie szenische Fotografie. Sie studiert Psychologie und ist anschließend als Therapeutin in einer Frauenberatungsstelle sowie in freier Praxis tätig. Nach einer zehnjährigen Pause nimmt sie die künstlerische Fotografie erneut 2016 auf.
Richard Pare
1948 Portsmouth (GBR) –lebt in den USA
Richard Pare studiert Grafikdesign und Fotografie in Winchester und am Ravensbourne College of Art. Er übersiedelt 1971 in die USA und schließt 1973 am Art Institute of Chicago einen Master of Fine Arts an. Seitdem arbeitet er als Fotograf mit einer Vorliebe für Architektur. Bekannt wird er durch eine Reihe von Arbeiten, in denen er die sowjetische Architektur der Moderne dokumentiert.
Er ist der Gründungskurator der Fotografie-Sammlung des Canadian Centre for Architecture. Hier kuratiert er 1982 die Ausstellung „Photography and Architecture: 1839-1939“. 1996 veröffentlicht er das Buch „Tadao Ando. The Colours of Light“, mit dem er den AIA Monograph Award gewinnt. Seine Arbeiten werden weltweit ausgestellt und er ist in vielen der wichtigen Fotografie-Sammlungen vertreten.
Federico Patellani
1911 Monza (ITA) – 1977 Mailand (ITA)
Der italienische Fotoreporter ist mit seinen Bildessays, Reportagen und Starporträts Chronist des Nachkriegsitalien – im Alltag wie im Kino. Der studierte Jurist mit ausgeprägten künstlerischen Interessen (Malerei) wechselt nach der Publikation einer Fotoserie über Ostafrika in der Mailänder Tageszeitung L’Ambrosiano in die professionelle Fotografie. Ab 1939 ist er ständiger Mitarbeiter der renommierten, von Alberto Mondadori herausgegebenen Wochenzeitschrift Tempo.
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg liefert Patellani Bildberichte des alltäglichen Italien, seine späteren Fotoreportragen entstehen vor allem auf ausgedehnten Reisen. Er ist Pionier dieser Gattung in Italien, indem er die Fotografie als eigenständiges, den Text dominierendes Medium der journalistischen Berichterstattung betrachtet. Parallel zu seiner bildjournalistischen Tätigkeit entwickelt er eine starke Affinität zum Film. Bereits 1939 produziert er zusammen mit Carlo Ponti den Film „Piccolo mondo antico“ (Regie Mario Soldati). 1953 arbeitet er als Regieassistent für Alberto Lattuadas Film „La Lupa“. Lange Jahre fotografiert er bei Produktionen von Dino de Laurentiis. In dieser Zeit fotografiert bzw. porträtiert er zahlreiche Größen des italienischen Kinos.
Ab den späten 1950er Jahren macht er zahlreiche große Reportagen in Afrika und Südamerika. Als Fotograf ist er Verfechter einer die Wirklichkeit möglichst genau (bzw. objektiv) schildernden Ästhetik. Sein Nachlass umfasst rund 700.000 Negative.
Franco Pinna
1925 La Maddalena (ITA) – 1978 Rom (ITA)
Nach einer ersten Erfahrung im Bereich der Film-Dokumentation gründet er 1952 die Kooperation „Fotografi Associati“ zusammen mit Plinio De Martiis, Caio Mario Garrubba, Nicola Sonsone und Pablo Volta. Er folgt dem Anthropologen Ernesto De Martino während dessen Forschungsexpeditionen in Süd-Italien, auf denen er Werke von großem künstlerischen und kulturellen Wert schafft. 1959 veröffentlicht er sein erstes Buch „La Sila“, gefolgt von weiteren Publikationen. Währenddessen werden seine Fotografien in verschiedenen Zeitschriften wie Life, Stern, Sunday Times, Vogue u.a. veröffentlicht. 1965 wird er der Fotograf von Federico Fellini und fertigt Fotos am Set von mehreren seiner Filme an. Darüber hinaus veröffentlicht er einige Bücher, die von Fellinis Filmen inspiriert sind.
Man Ray
1890 Philadelphia (USA) – 1976 Paris (FRA)
Man Ray befasst sich mit Kunst zunächst im Rahmen von Abendkursen an verschiedenen Schulen, einschließlich der National School of Design in New York. Von 1908 bis 1912 studiert er Zeichnung am Francisco Ferrer Social Center, New York. Seit 1911 arbeitet er als Maler und Bildhauer. Er ist einer der ersten abstrakten Maler der USA und hat engen Kontakt mit der Avantgarde der europäischen Kunst. Seit dem Jahr 1915 beschäftigt er sich auch mit der Fotografie und betätigt sich als freischaffender Fotograf, Filmemacher und Maler. 1917 ist er Mitbegründer der New Yorker Dada-Sektion. 1921 geht er nach Paris, wo er Kontakt zur Gruppe der Surrealisten findet, mit denen er in den folgenden Jahren eng zusammen arbeitet. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit nimmt er auch kommerzielle Aufträge an, insbesondere aus der Mode und dem Porträt. Nach dem Einmarsch der Deutschen in Paris geht er 1940 in die USA zurück, lebt bis 1950 in Hollywood und lehrt dort Malerei und Fotografie. Erst 1951 kehrt er nach Paris zurück, wo er bis zu seinem Tod 1976 lebt.
Man Ray gilt als einer der wichtigsten Wegbereiter der zeitgenössischen Fotografie. Insbesondere im experimentellen Bereich sind seine Fotografien wegweisend. Zusammen mit Lee Miller entwickelt er die Solarisation, die er vor allem im Porträt aber auch in der Aktfotografie einsetzt. Auch der kameralosen Fotografie gibt er mit seinen „Rayographs“ wichtige Impulse. Er ist der erste Künstler, dessen fotografisches Werk in der Kunstwelt höher geschätzt wird als sein malerisches oder bildhauerisches.
Terry Richardson
1965 New York (USA) – lebt in Woodstock (USA)
Terry Richardson spielt in seiner Jugend in verschiedenen Bands, da er zunächst Punk Musiker werden will. 1992 beendet er seine Musikerkarriere und zieht in das East Village in New York, wo er beginnt, jungen Menschen beim Feiern und das Nachtleben zu fotografieren. Seine ersten Fotos veröffentlicht er 1994 in der Zeitschrift Vibe. Anschließend zieht er nach London und arbeitet dort für die Magazine The Face, i-D und Arena.
Bekannt wird er durch seine provozierenden, sexuell getönten Fotoserien für die Modemarke Sisley ab dem Jahre 2000. In seinen Fotos bildet er häufig sexuelle Motive ab und wird von den Medien daher häufig mit der Stilrichtung des Porn Chic in Verbindung gebracht.
Seit 2001 wird er mehrfach beschuldigt, seinen Einfluss in der Modeindustrie zu nutzen, um Models während Fotoshootings sexuell zu auszunutzen. Aufgrund der Vielzahl an Beschuldigungen beschließen zahlreiche Modemarken im Jahr 2017 nicht mehr mit Richardson zu arbeiten. Dies hat zur Folge, dass er seit 2018 nicht aktiv als Fotograf in Erscheinung tritt.
William Ropp
1960 Versailles (FRA) – lebt in Nancy (FRA)
William Ropp ist als Fotograf Autodidakt. 1988 fertigt er seine erste Serie von Schwarz-Weiß-Fotografien an: Bilder von menschlichen Figuren, die in Zerrspiegeln reflektiert werden. Ropp arbeitet im Studio weiter mit dem menschlichen Körper, experimentiert mit Beleuchtung und Fototechnik. In den 1990er Jahren findet er seinen einzigartigen Porträtstil, indem er seine Motive oft in völliger Dunkelheit fotografiert. Dafür verwendet er Langzeitbelichtungen und eine alte tschechische Taschenlampe für dramatische Beleuchtungseffekte. Sein Werk wird in über 100 Einzel- und einer Vielzahl an Gruppenausstellungen gezeigt. 1997 erhält er den ersten Preis bei den sechsten europäischen Polaroid Art Awards.
Jan Saudek
1935 Prag (CZE) – lebt ebenda
Jan Saudek studiert von 1950 bis 1952 an der Schule für Industriefotografie in Prag und arbeitet danach in verschiedenen Berufen auf dem Land und in zahlreichen Fabriken. Seit den frühen 1950er Jahren beschäftigt er sich mit Fotografie und inszeniert dabei seine eigene Bilderwirklichkeit. Er ist einer der ersten tschechischen Fotografen, dessen Werk im Westen bekannt und deshalb bis in die 1980er Jahre vom Staat misstrauisch beobachtet wird. Seine Fotografie, zunächst schwarz-weiß, später koloriert, dreht sich um Sexualität und das Verhältnis zwischen Mann und Frau, Alter und Jugend, Kleidung und Nacktheit. Er benutzt generell Antagonismen, um kräftigere Bildwirkungen zu erzielen. Saudek bedient sich dabei einer mitunter deftigen Bildsprache, die an derbe Lustbarkeiten mittelalterlichen Sexuallebens erinnert – ein Eindruck, der auch durch das stets gleiche marode Ambiente seiner Bilder genährt wird. Seine direkte Sprache findet schnell eine lebhafte Resonanz in der Kunstwelt.
Jo Schwab
1969 Frankfurt am Main (D) – lebt in Berlin (D)
Jo Schwab absolviert ein Studium der Fotografie an der Staatlichen Akademie für Fotografie in München. Er lebt und arbeitet in Berlin, wo er sich auf die Themen Akt, Porträt und Reportage spezialisiert.
Marlon Shy
1957 1956 Olpe (D) – lebt in Köln (D)
Aufgewachsen in Niame (Niger), absolviert sie ein Kunst- und Sprachstudium, bevor sie bei Peter Bogdanovich als Aufnahmeleiterin tätig ist. Sie arbeitet außerdem als Reiseleiterin in Tunesien, Fotografin, Videofilmerin und Lagerarbeiterin, wo sie auf Carla Subito trifft. Mit ihm bildet sie die Künstlergruppe „Fetischpark“. Ihre Videoarbeiten thematisieren kontrollierte Ritualisierung. Außerdem veröffentlichen sie bis 1999 sieben Musikalben, bevor sie sich wieder trennen.
Ihr erstes Fotobuch „Die vergessene Kunst vor Liebe zu sterben“ ist fast vollständig vergriffen und gehört zu einem der kompromisslosesten Kunstbücher des ausgehenden 20. Jahrhunderts.
Anke Stalpers
1963 Krefeld (D) – lebt in Düsseldorf (D)
Anke Stalpers absolviert von 1985 bis 1987 eine Fotografenlehre bei Volker Fleer in Düsseldorf. 1987 ist sie Assistentin bei dem Fotografen Horst Wackerbarth in Düsseldorf und Zürich. In den Jahren von 1988 bis 1990 arbeitet sie als Kameraassistentin der G. Fröhling-Filmproduktion in Düsseldorf. 1990 bis 1998 nimmt sie an Wildlife-Film-Seminaren in Bristol, Großbritannien teil. Seit 1991 ist sie als freischaffende Fotografin und Kamerafrau tätig.
Christian Staub
1918 Menzingen (CHE) – 2004 Seattle (USA)
Christian Staub macht zunächst von 1934 bis 1936 eine Lehre als Hochbauzeichner in Zug. Es folgen Malerei-Studien in Paris und der Besuch der Fotoklasse bei Hans Finsler an der Kunstgewerbeschule in Zürich von 1941 bis 1944. In den 1940er Jahren ist er als Fotoreporter für Schweizer Zeitungen und Zeitschriften sowie für die amerikanische Fotoagentur Three Lions tätig. Von 1946 bis 1948 arbeitet er als freier Fotojournalist in Wien. Wieder zurück in der Schweiz lässt er sich in Biel nieder und ist von 1948 bis 1958 als Fotograf für die Werbeagentur Foote, Cone & Belding tätig. 1954 wird er in das Kollegium Schweizerischer Photographen aufgenommen. Er unterrichtet von 1958 bis 1963 an der Hochschule für Gestaltung in Ulm, wo er unter anderem am Aufbau der Filmabteilung beteiligt ist. Von 1963 bis 1966 unterrichtet er Fotografie am National Institute of Design in Ahmedabad (Indien). Von 1967 bis 1989 ist er Professor für Fotografie an der University of Washington und Professor für Architekturfotografie an der University of California bis 1988. Christian Staub ist einer der bedeutenden Schweizer Fotojournalisten der Nachkriegszeit.
Gabriele Stötzer
1953 Emleben (D) – lebt in Erfurt (D)
An der Pädagogischen Hochschule Erfurt beginnt sie 1973 Deutsch und Kunsterziehung zu studieren, wird nach Solidarisierung mit exmatrikulierten Kommilitonen jedoch 1976 zwangsexmatrikuliert. Nach einer Unterschriftensammlung gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns kommt sie 1977 in das Frauengefängnis Hoheneck. 1980 bis 1981 leitet sie in Erfurt die private „Galerie im Flur“ bis zu deren Liquidierung durch die Staatssicherheit. Daraufhin ist sie freischaffend als Künstlerin tätig und wirkt aktiv in der Kunst- und Untergrundszene, initiiert Ausstellungen, Veröffentlichungen und Künstlerinnengruppen. Ab 1990 folgen Auslandsaufenthalte, Ausstellungen, Publikationen, Arbeitsstipendien sowie Lesereisen. Seit 2010 ist sie Dozentin für Performance an der Universität Erfurt. Für ihr politisches und künstlerisches Engagement in der DDR erhält Stötzer 2013 das Bundesverdienstkreuz. Sie lebt und arbeitet in Erfurt und Utrecht.
Jock Sturges
1947 New York (USA) – lebt in Seattle (USA)
Jock Sturges schließt 1974 ein Studium der Wahrnehmungspsychologie und Fotografie am Malboro College in Vermont ab. Anschließend graduiert er 1985 als MFA in Fotografie am San Francisco Art Institute.
Bekannt wird er durch seine Aufnahmen an FKK-Stränden in Kalifornien, Spanien und Frankreich. Seine Bilder zeigen vor allem nackte Mädchen und junge Frauen. Für ihn sind diese Bilder in erster Linie nicht sinnlich, erotisch oder gar pornografisch. Sie sollen Schönheit, Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit zeigen.
1990 wird sein Büro vom FBI durchsucht und seine Bilder sowie seine Ausrüstung beschlagnahmt. Grund ist der Vorwurf der Kinderpornografie. Zwar werden diese Vorwürfe nicht aufrechterhalten, dennoch wird er von der religiösen Rechten angegriffen.
2021 wird er zu einer Bewährungsstrafe von drei Jahren verurteilt, nachdem er gestanden hat, in den 1970er Jahren als 28-Jähriger ein sexuelles Verhältnis mit einer 14-Jährigen eingegangen zu sein.
Benita Suchodrev
1975 Tiflis (GE) – lebt in Berlin (D)
Nachdem ihre Eltern mit ihr aus Tiflis in verschiedene Länder umgezogen sind, werden sie in Stamford Connecticut sesshaft. Dort studiert Benita Suchodrev Freie Kunst mit dem Schwerpunkt Kunstgeschichte an der SUNY Purchase, New York. Dem schließt sich ein Masterstudium in englischer Literatur an. 2000 zieht sie nach Berlin, wo sie beginnt, die kosmopolitische Kunstszene zu dokumentieren, während sie an verschiedenen Kunstprojekten arbeitet. Später studiert sie an der Neuen Schule für Fotografie in der Klasse von Eva Bertram. Ihre Porträts und dokumentarischen Arbeiten werden in verschiedenen nationalen und internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt.
Ulrich Tillmann
1951 Linnich (D) – 2019 Köln (D)
Ulrich Tillmann studiert Fotografie an der Fachhochschule Köln und Kunstgeschichte, Theater, Film- und Fernsehwissenschaften an der Universität zu Köln. Von 1978 bis 1985 betreibt er die Gallery without a Gallerist, einen Ausstellungsraum für experimentelle Fotografie, Videokunst und Film. Von 1977 bis 1987 hat er verschiedene Lehraufträge an Hochschulen in Köln, Wuppertal und Düsseldorf. Von 1986 bis 2000 arbeitet er als Fotoingenieur und Kunsthistoriker für das ebenfalls in Köln ansässige Museum Ludwig, wo er als Kurator für fotografische Techniken und Geräte das Agfa Foto-Historama betreut.
Ulrich Tillmann und Wolfgang Vollmer arbeiten Mitte der 1980er Jahre eng zusammen. So schaffen sie 1984 den Zyklus „Meisterwerke der Fotokunst“ der nachweist, dass einige der berühmtesten Bilder der Fotogeschichte, so beispielsweise Irving Penns Porträts von Pablo Picasso, auf unbekannte, erst jetzt entdeckte Vorgänger zurückgehen.
Jerry N. Uelsmann
1934 Detroit (USA) – 2022 Gainesville (USA)
Jerry N. Uelsmann studiert von 1953 bis 1957 am Rochester Institute of Technologie bei Minor White und Ralph Hattersley Fotografie und von 1958 bis 1960 an der Indiana University bei Henry Holmes Smith audiovisuelle Kommunikation. Nach seinem Anschluss unterrichtet er an der University of Florida Fotografie. Die ersten Einzelausstellungen seiner Werke finden 1963 im Jacksonville Art Museum Florida und 1967 im Museum of Modern Art in New York statt.
Bekannt wird Uelsmann durch surreale Fotomontagen, die auf der Grundlage eigener Negative mit Hilfe von Mehrfachbelichtungen in der Dunkelkammer entstehen.
Robert Vano
1948 Nové Zámky (SVK) – lebt in Prag (CZE)
Nach seinem Abschluss im Jahr 1967 emigriert Robert Vano über Jugoslawien und Italien in die USA, wo er zunächst als Frisör und Make-Up Artist arbeitet. Später ist er Assistent für verschiedene Fotografen, darunter Horst P. Horst, Marco Glaviano und Leo Castelli.
Ab 1984 arbeitet er als freischaffender Fotograf u. a. In New York, Paris, Mailand und Prag, wo er für Modemagazine wie Vogue, Cosmopolitan und Harper’s Bazaar arbeitet.
Seit 1995 lebt er in Prag und ist dort von 1996 bis 2003 als künstlerischer Direktor der tschechischen Ausgabe des Elle-Magazin und von 2009 bis 2014 als Kreativ-Direktor bei Czechoslovak Models tätig. Seitdem arbeitet er als freischaffender Fotograf.
Vano ist hauptsächlich Mode- und Werbe-Fotograf. Er fertigt analoge Schwarz-Weiß-Porträts und männliche Akte an. 2010 erhält er den European Trebbia Award for creative activities.
Wolfgang Vollmer
1952 Marburg (D) – lebt in Köln (D)
Von 1978 bis 1984 studiert Wolfgang Vollmer Freie Kunst und künstlerische Fotografie an der Fachhochschule Köln bei Arno Jansen. Von 1982 bis 1985 leitet er gemeinsam mit Ulrich Tillmann die Gallery without a Gallerist. Zwischen 1985 und 2017 übernimmt er Lehraufträge an verschiedenen deutschen Hochschulen, darunter an der Universität Wuppertal, der Fachhochschule Köln, der Merz-Akademie Stuttgart oder der Fachhochschule Würzburg. Er kuratiert verschiedene Ausstellungen in Köln, Rotterdam, Wuppertal und Daegu (Süd-Korea). Arbeiten Wolfgang Vollmers befinden sich u. a. im Museum Ludwig Köln, im Folkwang Museum Essen, in der Sammlung Camera Austria Graz und im Kölnischen Stadtmuseum.
Udo Weger
1945 in Hannover-Linden (D) geboren
Udo Weger beginnt mit 16 Jahren zu fotografieren, studiert aber zunächst Maschinenbau. Mit 33 macht er seine Leidenschaft zum Beruf. Weger dokumentiert unter anderem große Open-Air-Festivals wie das Moscow Music Peace Festival, den Auftritt der Scorpions als eine der ersten westlichen Bands in Russland und Konzert-Tourneen internationaler Künstler in Deutschland. Seine Fotografien erscheinen in vielen Fachmagazinen und Büchern.
Cole Weston
1919 Los Angeles (USA) – 2003 Monterey (USA)
Cole Weston ist der jüngste Sohn des Fotografen Edward Weston. Zeit seines Lebens sind die Fotografie und das Theater seine Leidenschaften. Er ist über 50 Jahre Mitglied der „Forest Theater Gilde“ und verantwortet mehr als 30 Theaterstücke im bekannten Carmel’s Forest Freiluft-Theater.
1935 erhält er seine erste Kamera von seinem Bruder Brett. 1937 schließt er ein Studium der Theaterkünste an der Cornish School in Seattle ab und ist anschließend in der Marine während des Zweiten Weltkriegs als Schweißer und Fotograf tätig. Nach seiner Entlassung arbeitet er für das Life-Magazin und zieht 1946 nach Carmel, um seinem Vater Edward zu assistieren. Während dieser Zeit sendet die Firma Kodak Farbfilme an Edward Weston, um diese auszuprobieren. Cole beginnt mit diesem Medium zu experimentieren und wird zu einem der bekanntesten Farbfotografen. 1975 hält er Workshops zur Fotografie seines Vaters ebenso wie zu seiner eigenen ab. Nachdem er sich jahrelang dem Erbe seines Vaters gewidmet hat, beschließt er 1988 sich auf seine eigene Fotografie zu konzentrieren. Seine erste Einzelausstellung hat er 1971. Seitdem werden seine Werke in mehr als 60 Einzelausstellungen weltweit präsentiert und in die Sammlung zahlreicher Museen aufgenommen.
Edward Weston
1886 Highland Park (USA) – 1958 Wildcat Hill (USA)
Edward Weston gilt als Pionier und einer der konsequentesten Vertreter der amerikanischen „straight photography“.
Seine fotografische Laufbahn beginnt 1902, als er von seinem Vater eine Kamera geschenkt bekommt. Zunächst arbeitet er als Autodidakt und geht als Porträtfotograf auf Wanderschaft. 1908 besucht er das Illinois College of Photography und geht danach nach Los Angeles, wo er in einem Fotostudio als Retuscheur und im Labor assistiert. 1911 macht er sich mit einem eigenen Studio in Tropoico (heute Glendale) in Kalifornien als Porträtfotograf selbstständig. Er arbeitet hauptsächlich mit Weichzeichner im Stil des malerischen Piktoralismus. In den folgenden Jahren erwirbt er sich den Ruf eines erfolgreichen, angesehenen Fotografen, der durch zahlreichen Preise und Ausstellungen gewürdigt wird.
Zwischen 1921 und 1922 zeichnet sich ein Wandel in seiner fotografischen Arbeit ab. Er wird experimentierfreudiger, sucht abstrakte Motive, ungewöhnliche Blickwinkel und Belichtungsverhältnisse und beginnt, den Weichzeichner gegen eine scharf fokussierende Linse auszutauschen. 1922 macht er seine ersten Industrieaufnahmen von Stahlwerken, was einen Wendepunkt in seiner Karriere markiert. Von da an macht er nur noch präzise, detailgenaue und gestochen scharfe Aufnahmen. 1923 verlässt er seine Familie und zieht nach New Mexico. Bis 1926 unterhält er dort ein Porträtstudio. Neben dem Porträt spezialisiert er sich auf Aktaufnahmen und Stillleben und beschäftigt sich zeitweilig intensiv mit dem „Close-up“. 1932 gründet er mit Ansel Adams, Imogen Cunningham und anderen die Gruppe „f-64“, die sich zu einem wichtigen Forum der „straight photography“ entwickelt. 1937 erhält er ein Stipendium der John Simon Guggenheim Memorial Foundation und ist damit der erste Fotograf überhaupt, dem diese Ehre zuteil wird.
Mitte der 1940er Jahre erkrankt er an Parkinson, was ihn zur Aufgabe des Fotografierens zwingt.