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Annette Munk. Haushaltslöcher

Objekte, Installationen und Druckgrafik - Annette Munk, die 1962 in Erfurt geborene Berlinerin, weiß zu überraschen. Da werden Sorgen gefangen, Männer und Frauen verglichen und merkwürdige Früchte grüßen von den Wänden herab. Die Künstlerin agiert aus der Fülle ihrer Einfälle, mit grenzüberschreitender Lust an immer neuen Verbindungen und Verwandlungen.

Annette Munk. Haushaltslöcher ©Kunstsammlung Jena

Die Arbeiten der 1962 in Erfurt geborenen Künstlerin Annette Munk beweisen einmal mehr, dass sich intellektuelle Durchdringung und sinnliche Formulierung keineswegs ausschließen. Selbst dort wo Witz oder Ironie als lösende Momente hinzukommen, bleiben ihre Arbeiten beziehungsreich und dennoch konkret den Fragestellungen ihrer Plastiken oder Installationen unterworfen. Egal, ob sie die Funktion alltäglicher Dinge hinterfragt, einer unbekannten Hausfrau ein Denkmal errichtet, den Vorrat unserer Träume als Federn im Raum verteilt, die Gäste der Vernissage zum kalten Buffet einlädt: Immer ist das Offensichtliche mit anderen Bedeutungsebenen hinterlegt, scheinbar nichts ist klar und sicher definiert und unsere Erwartungen werden immer wieder überrascht. Dem Material – oft sind das Filze, transparente Papiere oder Stoffe – fällt zwar als sinnlichem Bedeutungsträger eine eigene und wesentliche Rolle zu, der Gebrauch bleibt jedoch immer dem Sinn und Zweck der Arbeit unterworfen. Typisch für diese Arbeitsweise sind die „Sorgenfänger“, ein „seelisches Haushaltsgerät“ aus dem südlichen Thüringen, in das man seine Sorgen hineinsprechen kann. Annette Munk behauptet, dass die runden, mit verschieden vielen Öffnungen versehenen Filzobjekte früher wie heute in Gebrauch sind. Für das Umfeld ihrer Familie dokumentierte sie das vor einigen Jahren in einem kleinen Katalog. Immer ergänzen sich die Spiele zwischen Realität und Fiktion mit großem ästhetischen und einem feinsinnigen intellektuellen Gewinn. Gelegentlich klären Worte Sinnzusammenhänge, so z. B. wenn überlange, transparente Kleider wie Fahnen von der Decke hängen und „Liebe”, „Angst” oder „Wie bitte?” heißen. Plastischer hingegen gibt sich die „Venus” aus Papierassietten, reduziert und doch prall alle Erwartungen belebend und zugleich konterkarierend. Neuere Arbeiten hingegen, „socket” oder „spax”, verwirbeln Form, Gebrauch und Ästhetik der Dinge und befragen deren Haltbarkeit in Theorie und Praxis. Von einem formal ähnlichen, grenzgängerischen Denken sind die Arbeiten „fruit 1+2“ bestimmt. Die Arbeiten „Großer Aufseher“ und „iron man“ sind strenger gefasst und basieren auf einer gleichen Grundform, die in verschiedenen – auch grafischen – Zusammenhängen im Werk wiederkehrt. Auch in ihren Druck- und Fotoarbeiten forscht Annette Munk diesen Zusammenhängen nach. Sie isoliert, modifiziert und sucht das Typische der Dinge, die dadurch oft fremd und vertraut zugleich, zu etwas Anderem werden. Annette Munk lenkt unseren Blick auf einfache Dinge und vermag diesen eine Aura zu geben, die uns wie ein Rätsel einbindet. Mit dieser Ausstellung zeigt Annette Munk ihre Arbeiten erstmals in einem Museum in Thüringen. Die Auswahl der Werke bleibt nicht allein auf neue Arbeiten beschränkt, sondern bezieht auch ältere Werke ein.

Katalog:

Broschur, 54 Seiten, mit einem Text von Ulrike Pennewitz.

Preis: 14,00 €
Plakat: 2,00 €

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