Malerei
Die Folge der Ölbilder Identity zeigt zwanzig Mal ein gleiches Gesicht im gleichen Format. Zwanzig Mal blickt die Künstlerin den Betrachter ganz direkt, unbewegt und mit großen Augen an und zwanzig Mal sehen wir einen Teil des gleichen Oberkörpers. Lediglich die vorgeführten Uniformen – zu sehen sind jeweils Helm und Jacke – sind verschieden. Gemeinsam ist diesen wiederum, dass sie allesamt aus der Zeit der Befreiungskriege stammen, aus einer Zeit also, als die politische Landkarte Europas neu gestaltet wurde und eine neue politische Identität reifte. Alle Bilder sind minutiös – und ohne Hilfsmittel – gemalt und zeigen trotz aller Überlappungen deutlich singuläre Eigenschaften, eben jene Zeichen persönlicher Identität, die das Andere im scheinbar Gleichen bestätigen. Auch die kurz zuvor entstande Bilderfolge Chez nous (Bei uns) – ebenfalls zwanzig Ölbilder – thematisiert diese Suche nach Eigenem im Fremden. Die Bilder zeigen Beine und gestiefelte Füße in den Uniformen der Befreiungskriege, die Posen sind jedoch immer andere. Beide Folgen fragen nach individuellen Eigenheiten, nach einer Identität die sich aus Zugehörigkeit erklärt, zugleich aber davon konterkariert wird. Einerseits bildet die Identität den Unterschied, während andererseits der Unterschied die Identität generiert ... ein dialektisches Zusammenspiel, mit dem die Künstlerin ihre Situation als „Ausländerin” während ihrer Zeit als Stipendiatin in Deutschland hinterfragt. Eigenes Erleben bildet den Hintergrund einer doppelbödigen Malerei, die figürlich daherkommt und konzeptionell motiviert ist. Die Uniformen der napoleonischen Zeit werden somit Vorwand einer Kunst, welche Geschichte, Gegenwart und Persönliches verbindet.
Katalog zur Ausstellung:
Corinne Chambard. Identities. Ölbilder und Zeichnungen (Selbstporträts in europäischen Uniformen der Befreiungskriege), Von Erik Stephan. Städtische Museen Jena 2006. 50 Seiten, 73 Abbildungen, Broschur im Handeinband, Ausfaltungen.
ISBN: 3-930128-73-X
Preis: 12,00 €
Plakat: 2,00 €