Videoinstallationen
Ute Hörner und Mathias Antlfinger haben ihr umfangreiches Werk in jahrelanger Zusammenarbeit entwickelt. Sie konnten ihre Arbeiten auf zahlreichen internationalen Projekten gemeinsam vorstellen und arbeiten heute gemeinsam an der Burg Giebichenstein in Halle und ihrem Atelier in Düsseldorf. Ihre künstlerische Position ist kritisch, medientheoretisch und konzeptionell und nahezu allen Arbeiten ist eine sehr kommunikative, das Publikum einbeziehende Art eigen. Dabei sind die einzelnen Arbeiten in der Regel spartenübergreifend angelegt. Mit den Mitteln der Computertechnik wird Kunst erzeugt, soziologische und philosophische Probleme werden in den Raum der Kunst transportiert und vor dem Hintergrund einer virtuellen Welt befragt. Die Werke bewegen sich in Grenzbereichen zwischen bildender Kunst, Journalismus und Computerspiel, zwischen Dokumentation und Fiktion. Ungewöhnlich ist die stark erzählerisch geprägte Grundstruktur der Arbeiten, die ganz im Gegensatz zu den meist assoziativ angelegten Arbeiten der aktuellen Video-Szene Geschichten erzählen und offenbar auch keine Scheu vor dieser klassischen Art der Kontaktaufnahme zum Rezipienten haben. Betrachtet man gegenwärtige Spitzenleistungen der internationalen Video-Szene, wie etwa Arbeiten von Peter Campus oder Björn Melhus, so fällt eine ähnliche, kommunikative Tendenz auf. Im Mittelpunkt unserer Ausstellung wird die Arbeit Modell Juvenile stehen. Der Titel fußt auf einem der international gängigen Bauprogramme für virtuelles Körperdesign und wird hier von den Künstlern ironisierend gebraucht. Die Arbeit wird in einem abgedunkelten Kubus mit spärlicher Grundausstattung (Bett, Schrank usw.) gezeigt. Der Besucher legt seine Hand in ein Regiepult in der Mitte des Raumes und bewegt sich entsprechend den Bewegungen seiner Hand durch eine virtuelle Welt, die über Video-Beamer auf die Wände projeziert wird. Wir finden uns in Schlafräumen von Kindern, sehen Bilder mit denen diese aufwachsen, erleben Schulunterricht, Freizeit, wir hören einen Song von Bob Dylan, der dazu noch als Textschlange über die Wände wandert und finden uns plötzlich in dem berühmten Arbeitszimmer von Sigmund Freud in Wien. All dies basiert nicht auf filmischen Collagen, sondern ist virtuell aus dem Baukasten erzeugt und berührt mit seinen bisweilen harten Kontrasten aktuell brisante Fragen der Realitätswahrnehmung oder auch deren Verlust. Die Verknüpfung von künstlicher Intelligenz, menschlichem Sein, Mythen und Märchen bilden den besonderen Hintergrund dieser Arbeit.
Katalog:
Wisonen. Videoarbeiten, Fotografie, Installationen und interaktive Computeranimationen von Studenten, Absolventen und Lehrenden der Burg Giebichenstein, Halle/Saale 2004. 72 Seiten, 110 Abbildungen.
ISBN 3-86019-044-X
Preis: 12,00 €
Plakat: 2,00 €