Malerei und Zeichnungen
Felix Martin Furtwängler hat in den letzten beiden Jahrzehnten ein Werk vorgelegt, das durch Fülle und innere Spannung beeindruckt. Ob Tafelbild, Zeichnung, Graphik, Buch oder Objekt: Furtwänglers Kunst rührt aus Zuständen, die das Leben diktiert, die sich einschreiben und in den Bildern zu Form und Ausdruck finden. Sie sind in dem Sinne veristisch, als sie hautlos sind; eine Kunst, die das Erbe der Expressionisten verinnerlicht hat, sich jedoch aus dem Heute speist. Noldes Diktum, dass nur der wirklich Künstler ist, der das, was er tut, nur deshalb tut, weil er nicht anders kann, mag auf Furtwängler in besonderer Weise zutreffen. Felix Martin Furtwängler wurde 1954 in Karlsruhe geboren und studierte in Hamburg Werbegrafik und Mode, in Berlin Radierung und Malerei – zuletzt war er Meisterschüler bei Prof. Gerhart Bergmann in Berlin. Seine Arbeiten gehören zum Bestand vieler wichtiger nationaler und internationaler Sammlungen und erst vor wenigen Monaten konnte er eine seiner bisher umfangreichsten aber auch ungewöhnlichsten Arbeiten beenden: die Ausmalung der Martin-Luther-Kirche Edemissen mit einem raumfüllenden Deckengemälde. Bereits seit Anfang der 1980er Jahre gibt er zahlreiche, teils sehr umfangreiche und aufwändige, originalgraphische Bücher im Selbstverlag heraus. Diese Bücher verweisen auf einen Künstler, der die Beziehungsmöglichkeiten von Bild und Wort souverän und innovativ handhabt und in immer neue Dimensionen dehnt. Furtwängler malt, zeichnet, druckt, übermalt, schneidet aus, schafft Durchblicke, überführt Versatzstücke in neue Existenzen und arbeitet auch in der Malerei, vor allem aber im Bereich der Zeichnung, oft in Serien. Er folgt dem gewählten Thema, präzisiert seine Einfälle in Farbe und Form, überwindet die Beredsamkeit der Motive und gibt das Erlebnis selbst. Die Bilder sind Produkte impressiver Zustände, durchlebt und angereichert aus dem Inneren, gebunden jedoch an ihren äußeren Anlass. Dieser ist frei empfunden, literarisch inspiriert oder auch politisch motiviert und begegnet uns in authentischen, kraftvoll eigenen Bildern, deren Faszination neben ästhetischen Qualitäten auch aus der mitmenschlichen Beteiligung des Künstlers herrührt. Existenzielle Empfindungen äußern sich vielfältig und den weiten Spielräumen seiner Phantasie bildet die enorme Breite seiner künstlerischen Möglichkeiten ein sicheres Äquivalent. Die Einführung eines eigenen Formvorrats aus Zeichen und Figuren stärkt die Inhaltlichkeit der Bilder, die neben spürbar leidenschaftlicher Teilnahme auch heitere Momente kennt. Die Figuren sind zumeist flächig vereinfacht und deutlich konturiert, während die Palette der Farben vor allem in den letzten Jahren den Bereich der Zwischentöne verließ und klarer und leuchtender wurde. Köpfe, Gesichter, Arme und Hände bezeichnen Persönliches, welches im schrillen Rhythmus der Bildräume zwischen Furtwänglers wiederkehrender Zeichenwelt aus Netzen, Leitern, Schraffuren und Pfeilen die Spannung der Komposition auflädt. Unsere Ausstellung zeigt vor allem Malerei und Zeichnungen auf Papier, darunter viele frühe Arbeiten, die hier erstmals gezeigt werden. Bemerkenswert ist der fließende, kaum wahrnehmbare Unterschied zwischen der Malerei auf Papier und den Leinwänden oder Tafelbildern. Zeichnung ist bei Furtwängler keine graphische Anreise, nicht studierende Übung für Größeres, sondern ein eigenständig ausgearbeitetes und abgeschlossenes Werk. Auch über die Malmittel sind wenig Unterschiede zu anderen Bereichen auszumachen, hier wie da überwiegen Mischtechniken, die Furtwänglers Neigung zu komplex geschichteten Bildaufbauten entgegenkommen. Der thematische Bogen ist weit gespannt: Zwischen Porträts und figürlichen Arbeiten gibt es vielerlei Stufungen, Landschaften sind neben abstrakteren, oft gestisch-aufgeladenen Blättern zu finden und farbige Zeichnungen werden sich in der Ausstellung mit nahezu monochromen Blättern abwechseln und das Werk in Breite und Vielfalt vorstellen.
Plakat: 2,00 €