Positionen aus der Sammlung
Fragt man in Thüringen nach abstrakter Kunst, so hört man von der nonfigurativen Malerei eines Kurt W. Streubel, in Sachsen ist Hermann Glöckner bekannt, während ein Berliner vielleicht an Horst Bartnig denkt. Die Schar der Abstrakten war stets klein im Osten Deutschlands, doch immerhin, es gab auch sie im Kreise jener, die sich mit ihrer Kunst den Forderungen des Sozialistischen Realismus verweigerten und in verdeckter oder offener Ablehnung nach anderem suchten. Neben den vielen Diskussionen um die Staatskunst gab es zwischen Fichtelberg und Kap Arkona jedoch viele einsame Abwege und die Zahl derer, die sich neben der Brotarbeit eine eigene Position leisteten ist beachtlich – wenn auch in Einzelfällen wenig bekannt. Künstlerische Eigenständigkeit und Originalität war hier selten an der nonfigurativen Praxis des Westens geschult, sondern meist figürlich vom Erbe der Klassischen Moderne geprägt. Die Kunstsammlung der Stadt Jena kann mit ihrem Bestand die oft verschlungenen Wege der Ostkunst zwischen Anpassung und Widerstand gut belegen. In wechselnden Ausstellungen werden wir in den kommenden Jahren verschiedene Bereiche der Sammlung vorstellen und damit die regionale und überregionale Kunstgeschichte in kleinen Streifzügen beleuchten. Im Wintersemester 2003/2004 veranstalten das Institut für Musikwissenschaft der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar und die Friedrich-Schiller-Universität Jena eine interdisziplinäre Ringvorlesung zum Thema Musikgeschichte in der DDR im Spannungsfeld zwischen Sozialistischem Realismus, musikalischem Erbe und Neuer Musik. Diesen Themenkomplex werden wir mit einigen ausgewählten Positionen aus dem Bestand der Sammlung begleiten.