Fotografie - Seit den 1960er-Jahren fotografiert Anders Petersen in den Randbereichen der Gesellschaft, einer Welt voller Leidenschaften und Obsessionen, bevölkert von Nachtschwärmern, Alkoholikern, Transvestiten und Prostituierten - dort, wo sich Einsamkeit, artistische Gebärde und existenzielles Geworfensein in schrillen Lebenslinien überlappen. Petersens Bilder, die ausnahmslos in schwarz-weiß entstehen und oft grob gekörnt sind, zeigen Milieu, beschreiben jedoch keine Sensation, sondern sie sind aufrichtig und empfindsam denen verbunden, die sich öffnen und enthüllen. „Ich versuche, nicht zu fotografieren, wie ich sie sehe, sondern wie ich sie fühle. Ich bin an Unvollkommenheit interessiert.“ (A. Petersen)
Anders Petersen wird 1944 in Solna (Schweden) geboren. Er besucht die berühmte Fotoschule von Christer Strömholm, dem Begründer der modernen schwedischen Fotografie. Sein mittlerweile in mehr als 20 Büchern veröffentlichtes Werk verweist nicht nur auf ein bedeutendes und umfangreiches, sondern auch auf ein äußerst ambitioniertes Werk. 2008 wird Petersen mit dem Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Fotografie geehrt.
Beeinflusst durch Fotografen wie Robert Frank und Brassaï entwickelte Petersen eine unverwechselbare Bildsprache, mit der er die verborgenen Aspekte des Menschlichen erkundet. Seine Werkserien wurden stilbildend für viele jüngere Fotografen. Anders Petersen verbrachte lange Zeit im Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses, um die Häftlinge zu fotografieren. In einprägsamen Bildern zeigt er Patienten und deren Alltag in einer psychiatrischen Anstalt, er fotografierte in Kneipen, Bars und Clubs. Und er reiste über Jahre zwischen Stockholm, Tokio, Paris und St. Petersburg und porträtierte Menschen in deren Städten und an Orten, zu denen andere kaum finden. Die dabei entstandene Folge "city diary" steht im Zentrum der Ausstellung.
Petersen arrangiert seine Fotografien oftmals in Tableaus und sortiert sie in der Art eines begehbaren, optischen Tagebuches: Hier eine Nackte auf einem Balkon, dort ein Schwarm von Insekten, da ein Teller mit Austern oder Fußspuren auf einem verschneiten Friedhof. Man spürt Zorn, Zärtlichkeit und Verzweiflung, aber auch jene unermüdliche Vitalität, die Petersen umtreibt. Sein Interesse an Menschen und ihren Schicksalen gleicht einer Suche nach jenen Situationen, in denen sich unsere Zeit in gleichnishaften Bildern offenbart. Nicht zuletzt aus diesem Grund gilt Anders Petersen als einer der bedeutendsten Fotografen unserer Zeit.
Plakat: 2,00 €