Gemälde · Grafiken · Skulpturen
16.04.2016 - 14.08.2016
Das künstlerische Schaffen Mikos Meiningers erfuhr in den vergangenen Jahren eine stetig wachsende Anerkennung. Davon zeugt nicht nur der deutlich größere Radius seiner Ausstellungen – erst kürzlich endete eine Retrospektive in Shanghai – sondern auch die Verortung seiner Werke in zahlreichen bedeutenden Sammlungen. Es ist an der Zeit, das Werk des Künstlers in einem Akt künstlerischer Heimholung nun auch am Ort seiner Kindheit und Jugend in einer Retrospektive vorzustellen.
Mikos Meininger wächst in Jena auf, lernt Plakatmaler und verlässt die Stadt 1986 in Richtung Berlin – gerade noch rechtzeitig, um die Berliner Szene in ihrer randständigen Selbstorganisation zu erleben, bevor nach 1989 die Karten neu gemischt werden. Er findet Anschluss an den Kreis um Maximilian Barck, den inspirierenden Kopf der Produzentengemeinschaften Maldoror und Herzattacke. Hier verzahnen sich Literatur, Kunst und Leben auf das Engste und Meininger entdeckt über die Grafik das Künstlerbuch, ein Medium, das im Osten Deutschlands lange Zeit einige Freiräume gestattete, die in offenen und größeren Formaten kaum zu erlangen waren. In der direkten Zusammenarbeit mit bekannten und weniger bekannten Kollegen entwickelt Meininger sein künstlerisches Vermögen und ist an einer Vielzahl von Projekten im Berliner Kunstbetrieb beteiligt.
Zunächst sind Meiningers Arbeiten erzählerisch, geladen von der spontanen Eingebung des Augenblicks, erfundenen oder gefundenen Geschichten wie auch literarischen Vorlieben, welche sich zwischen Wolfgang Hilbig und René Char an großen Vorbildern aufrichten. Offenkundig bevorzugt er den Dialog mit Dichtern, deren Werk aus einsamen Tiefen aufragt und zum subversiven Dialog anregt. Jedoch sind keineswegs alle grafischen Arbeiten Meiningers literarisch inspiriert. Vor allem dort, wo seine Arbeiten abstrakter werden, löst er sich von der direkten Inspiration, wird freier und weicht in zunehmendem Maße gegenständlichen Bezügen aus. In der Malerei – im größeren Format – wird diese Entwicklung von Beginn an deutlich und er findet, da kein Auftrag das Ergebnis beeinflusst, zu einer ungegenständlichen Malerei, die sich in Schichtungen entwickelt und in Landschaften ausreift. Dabei verschränkt Meininger Emanationen des eigenen Empfindens mit subtilen Variationen des Gesehenen in großem formalem Einfallsreichtum, so dass sich das Werk in viele Kapitel gliedert.
Oftmals generiert der Verdacht gegenständlicher Entdeckungen den Betrachter zum konkreten Sehen, so dass sich vor seinen Bildern eine empfindsame Spannung aufbauen kann. Genügen viele der früheren Arbeiten einer spielerischen Grundstimmung, so sind die neueren Gemälde – ganz im Sinne einer Bewusstseinslandschaft – bei zurückgenommener Farbigkeit deutlich dichter gepackt.
Anders als die Malerei figuriert Meiningers jüngstes Kapitel im Werk, die Plastik, konsequent im Figürlichen. Zumeist gegossen in Bronze zeigt sich die Figur allerdings nicht als wohlgeformte Konstante, sondern es ist vielmehr das Ephemere, die Überlappung von Werden und Vergehen, die sich hier entäußert. Viele dieser im Format sehr verschiedenen Arbeiten eröffnen Räume, stoßen eine Bewegung an, deren Vollendung dem Betrachter überlassen bleibt.