Häkelobjekte
Patricia Waller wechselte noch während des Studiums der Bildhauerei zu „Nadel und Faden“ und unterlief mit ihren Objekten aus Wolle die üblichen Erwartungen aus Stein, Metall und Holz. Die Künstlerin häkelt und strickt – und verschafft damit den Betrachtern ebenso lustvolle wie beziehungsreiche Seherlebnisse mit einem in der Kunst bisher kaum benutzten Material. Doch was von Technik und Material so bieder besetzt daherkommt, dümpelt weder in der Palette großmütterlicher Konfektionsartikel noch werden hier neue Überzieher für die Klopapierrollen der Autofahrer produziert. Wie überraschend hingegen wirkt die Begegnung mit einem Dentalpräparat aus Wolle oder einer gehäkelten Kritik am Handel mit menschlichen Organen? In den Serien „Spenden“ und „Handicap“ offeriert uns die Künstlerin gar ein komplettes Ersatzteillager für alle Fälle und ist – weil fern jeder behäbigen Hoffnung, die das Material offeriert – im Zugriff direkt und radikal. Alle Organe sind selbst gemacht, eingelegt und so austauschbar wie es uns allzu Selbstbewusste immer neu verkünden. In anderen Serien häkelt sich Patricia Waller mit Banketten kulinarischer Köstlichkeiten in unser Erleben, sie untersucht die Erscheinungsweisen von „Aliens“ oder stickt sich mit hintergründiger Ironie durch die faszinierende Vielfalt telegener „Bildstörungen“. Die 1962 in Santiago/Chile geborene Künstlerin verstrickt mit viel Ironie die Ambivalenz der Dinge und unserer Wahrnehmung. Wir erleben Kunst an der Grenze zum Kitsch, ohne Angst vor Berührungen nach hier und da, oft heiter oder voller Irritationen, ernst oder mit Biss – und nur selten so gemütlich wie es auf den ersten Blick erscheint.
Plakat: 4,00 €